EXILE NEVER ENDS
Regie: Bahar Bektaş
| Deutschland 2024 | 100 Min. | Dt., Türk. mit dt. UT | Keine Altersfreigabe-Prüfung (FSK) erfolgt
Taner, der Bruder der Regisseurin, sitzt in Deutschland im Gefängnis und steht kurz vor der frei gewählten Abschiebung in die Türkei. Die Zeit des Wartens nutzt Bahar Bektas, um die Kamera auf ihre Familienangehörigen zu richten. In Gesprächen mit ihren Eltern Yildiz und Mustafa sowie ihren Brüdern Taner und Onur begibt sie sich auf eine schmerzhafte Reise in die Vergangenheit. Politische Verfolgung der alevitisch-kurdischen Familie in der Türkei, die Flucht nach Europa 1989, mehrere rassistische Übergriffe, Depressionen und Überforderung der Eltern – die Auswirkungen auf die drei Geschwister fallen unterschiedlich aus. Der Umgang mit den Erfahrungen und Schicksalsschlägen ruft unterschiedliche Reaktionen bei ihnen hervor. Bektas wird schnell klar, dass die Ungewissheit über Taners Schicksal in der Türkei nur ein Spiegel ihrer Lebenserfahrung als Familie im Exil ist. Zudem richtet sie mit ihrem Film auch den Fokus auf die Möglichkeiten und Entwicklungschancen von geflüchteten Menschen.
-
Regiekommentar
Das Fundament zu diesem Filmprojekt wurde bereits vor ca. 30 Jahren gelegt. Durch meine Fluchterfahrung als Kind und den daraus resultierenden Herausforderungen und Problemen setzte ich mich gezwungenermaßen schon früh mit gesellschaftlichen Ungleichheiten auseinander. Bei EXILE NEVER ENDS habe ich mich nun erstmals dokumentarisch mit meiner eigenen Familiengeschichte auseinandergesetzt. Die bevorstehende Abschiebung meines Bruders konfrontiert mich und meine Familie auf ganz besondere Weise neu mit unserer eigenen Geschichte, in der sich nun Entwurzelung und Neubeginn, verbunden mit Unsicherheit und Zukunftsängsten, ein weiteres Mal wiederholen.
Regie-Biographie
Bahar Bektaş
Geboren in Dersim, Türkei flüchtete sie im Alter von neun Jahren gemeinam mit ihrer Mutter und ihrem Bruder nach Deutschland. Sie arbeitete als Sozialpädagogin mit Geflüchteten, Prostituierten, Strichern, Obdachlosen und Straftäter:innen und studierte bis 2023 im Master Drehbuch und Dramaturgie an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf. EXILE NEVER ENDS ist ihr Dokumentarfilmdebüt als Regisseurin.