Denkmalgerechte Sanierung und städtebauliche Aufwertung der alten Brücke

Ergebnisse des Planungswettbewerbs

Platz 1: Denkmalgerechte Sanierung der Alten Brücke - Foto: Michael Botor/Modellierung: Bergmeister Ingenieure GmbH BEM – Burkhardt │Engelmayer │ Mendel Landschaftsarchitekten und Stadtplaner Part mbB, karlundp Gesellschaft von Architekten mbH

Platz 1: Denkmalgerechte Sanierung der Alten Brücke - Foto: Michael Botor/Modellierung: Bergmeister Ingenieure GmbH BEM – Burkhardt │Engelmayer │ Mendel Landschaftsarchitekten und Stadtplaner Part mbB, karlundp Gesellschaft von Architekten mbH

Platz 1: Denkmalgerechte Sanierung der Alten Brücke - Foto: Michael Botor/Modellierung: Bergmeister Ingenieure GmbH BEM – Burkhardt │Engelmayer │ Mendel Landschaftsarchitekten und Stadtplaner Part mbB, karlundp Gesellschaft von Architekten mbH

Die Landeshauptstadt Saarbrücken saniert die „Alte Brücke“ denkmalgerecht. Im Zuge eines planerischen Gesamtkonzepts soll ein landschaftsprägendes Erscheinungsbild entstehen.

Die Landeshauptstadt hat zur Sanierung der „Alten Brücke“ und deren Brückenköpfe einen europaweiten Planungswettbewerb mit anschließendem Vergabeverfahren nach Vergabeverordnung (VgV) ausgelobt.

Siegerentwurf

Der erste Platz ging an das Projektteam bestehend aus den Büros Sweco GmbH, Ferdinand Heide Architekt Planungsgesellschaft mbH und DLA DieLandschaftsArchitekten Bittkau-Bartfelder PartG GmbH. Der Entwurf deckt die verschiedenen Zeitschichten der Brücke auf, indem die verschütteten Brückenpfeiler wieder freigelegt werden und die Ergänzung der sogenannten Eisbrecher eine Ausbildung von Bastionen ermöglicht.

Mehr Aufenthaltsqualität und eine repräsentative Verbindung zwischen Alt-Saarbrücken und St. Johann

Vom Tbilisser Platz öffnet sich der Raum über eine Freitreppe und eine anschließende trapezförmig geneigte Rasenterrasse sowie eine integrierte barrierefreie Rampenanlage und gibt den Blick zur Brücke und dem Saarufer frei.

Die Brüstung der „Alten Brücke“ geht in eine metallene Geländerkonstruktion der neuen Brücke über, die als modernes Element eine Verbindung in Richtung Schlosskirchplatz auf Alt-Saarbrücker Seite schafft.

Die Breite des Neubaus wird an die „Alte Brücke“ angeglichen. Eine Treppen-/Rampenanlage sowie ein Aufzug auf Alt-Saarbrücker Seite schließen die Brücke an den Leinpfad entlang der Saar an. 

Weitere Platzierungen

Der zweite Platz wurde an die Arbeitsgemeinschaft bestehend aus den Büros HDK Dutt & Kist GmbH, Wandel Lorch Götze Wach GmbH, Rogmann Ingenieure GmbH, Tobias Link GmbH und TrampLux vergeben.

Der dritte Platz wurde dem Projektteam bestehend aus Bergmeister Ingenieure GmbH, BEM – Burkhardt│Engelmayer│Mendel Landschaftsarchitekten Stadtplaner Part mbB und karlundp Gesellschaft von Architekten mbH sowie Tobias Link GmbH und TrampLux (Verkehrsplanung)  verliehen.

Das Verfahren

Insgesamt wurden bei dem europaweiten Planungswettbewerb sechs Wettbewerbsbeiträge eingereicht. In der Preisgerichtssitzung am 14. September 2023 wurden die ersten drei Plätze festgelegt durch das Preisgericht, bestehend aus neun Mitgliedern (externe Fachpreisrichterinnen und Fachpreisrichter sowie Vertreter der Verwaltung).

Den Vorsitz hatte Prof. Markus Neppl, Architekt und Stadtplaner aus Köln. Das Wettbewerbsverfahren wurde von dem Büro FIRU mbH aus Kaiserslautern betreut. 

Downloads

Laden Sie hier die Planungsunterlagen zu den Entwürfen als PDF-Datei herunter und erfahren Sie Details zur jeweiligen Planung.  

Details zum Siegerentwurf

  • Entwurfsidee / Konzept

    Die Brücke ist nicht nur wegen ihrer Bedeutung für die Stadtentwicklung und als Verbindung zwischen der Altstadt und St. Johann herausragend, sondern auch wegen ihrer ursprünglich sehr beachtlichen Länge, mit der sie nicht nur die Saar, sondern auch ausgedehnte Vorlandbereiche überspannte.

    Diesen Charakter eines Bauwerks, das mit der kraftvollen Reihung gleicher Bögen die beiden Uferebenen miteinander verbindet, wollen wir mit der Sanierung wieder deutlicher herausarbeiten. Insbesondere im Vorlandbereich auf St. Johanner Seite muss die eigentliche Brücke wieder ablesbarer werden. Gleichzeitig kann der Platz vor dem Staatstheater durch eine Umgestaltung besser mit der Ufer-Grünzone verwoben und die sehr unschöne Situation vor dem Finanzamt verbessert werden.

    Das Konzept sind abgetreppte Rasenterrassen, die so angelegt werden, dass einerseits von der Fürstenstraße der Blick auf das Wasser möglich, und anderseits vom Ufer über eine breite Freitreppe der Theaterplatz besser eingebunden wird. Die Integration einer barrierefreien Rampe ist eine Selbstverständlichkeit und ist mit den Rasenterrassen und Freitreppen gestalterisch ansprechend ohne Einschränkung gelöst.

    Eine elegante einfache Stahl-Konstruktion ergänzt die historische Brücke und überspannt die Autobahn. Als Anbindung des überregionalen Radweges eine neue Radwegrampe mit 3 Metern Breite und 9% Steigung. Die Fahrradrampe wird durch die Brücke “hindurchgesteckt“: als Antritt auf der Südseite kann die Rasenfläche so angehoben werden, dass sie identisch mit der ohnehin etwas höher liegenden Autobahn ist.

    Die Integration einer barrierefreien Rampe ist eine Selbstverständlichkeit und ist mit den Rasenterrassen und Freitreppen gestalterisch ansprechend ohne Einschränkung gelöst. 

    Zur Abkürzung wird Fußgängern eine Freitreppe angeboten, die ebenso in die Rampe integriert ist wie der gewünschte offene Aufzug, mit dem die Barrierefreiheit sichergestellt wird.

    Die „Balkone / Bastionen“ über den Eisbrechervorlagen der Pfeiler, die bei dem Umbau 1870 zurückgebaut und durch eiserne Geländer ersetzt wurden, erhalten bei der jetzt anstehenden Sanierung und bei der Freilegung der ursprünglichen Brückenlänge wieder die ausgewogenen Proportionen und ihre kraftvolle Erscheinung.

    Es entstehen nicht nur attraktive Aufenthaltsbereiche und Nischen auf der Brücke, sondern die 1,10m hohen Steinbrüstungen ermöglichen es auch, dass in engen Abständen seitlich abstrahlende Leuchten so integriert werden können, dass die gesamte Brückenfläche blendfrei ausgeleuchtet wird und keine weiteren Mastleuchten erforderlich sind.

    Diese Art der Beleuchtung findet auch in der  Brückenergänzung Anwendung, wo in die geschlossenen tragenden Stahlbrüstungen ebenso Leuchten integriert sind. Die Ausleuchtung der Fahrrad- Rampe erfolgt über LED-Lichtbänder, die unsichtbar in die beidseitigen Handläufe integriert sind.

  • Freiraumkonzept

    Die zukünftig weithin sichtbare Öffnung der Brückenbögen auf der St Johanner Seite braucht eine entsprechend weiträumige und großzügige Geste in der Freiraumgestaltung: Der Entwurf sieht an dieser Stelle eine breite Treppenanlage mit anschließenden weitläufigen Rastenterrassen vor, die sich geschmeidig zum Ufer hinunter in die Saar-Uferwiesen auflösen.

    Ihre flache Abstufung ermöglicht aus der Innenstadt kommend frühzeitig den einladenden Blick auf das Wasser. Der Tbilissi-Platz erhält durch die großräumigen Terrassierungen einen deutlich sichtbaren Anschluss an die Uferlandschaft der Saar. 

    Auf der St. Johanner Seite erhält die Ufergestaltung durch die sichtbare Verknüpfung mit der Innenstadt die Wertigkeit, die ihr entsprechend ihrer Bedeutung als Gesamtensemble zusammen mit der sanierten Brücke gerecht wird.

    Der Uferpark bietet verschiedenste Aufenthaltsqualitäten mit sonnigen und schattigen Bereichen in Wassernähe am Ufer. Der ehemals vorhandene Spielplatz wird in einer Neukonzeption in den weiter südlichen Verlauf des Uferparks verlegt. Der Baumbestand bleibt weitestmöglich erhalten.

    Bei Neupflanzungen kommen ausgewählte klimaresiliente Baumarten zum Einsatz. Auf der Altstadtseite wird der Uferbereich mit Sitzstufen am Ufer mit Liegen und Holzdecks in den Saarwiesen aufgewertet.

    Der Brückenbelag wird aus dem wiederverwendeten Natursteinpflaster niveaugleich hergestellt und in Teilbereichen für die erforderliche Barrierefreiheit rutschsicher angeschliffen.

  • Verkehrskonzept

    Die sanierte Alte Brücke wird durch die Neugestaltung ihrer wichtigen Funktion als Rad- und Fußgängerbrücke gerecht. Radfahrer werden an beiden Ufern neue breite Rampen angeboten, über die die Auffahrten direkt gegeben sind. Rollstuhlfahrer finden auf der St. Johanner Seite sechsprozentige Rampen vor, die subtil in die Rasenterrassen und in die Treppenanlage integriert sind.

    Auf der Altstadt-Seite wird an die Fahrradrampe die gewünschte offene Aufzugsplattform als Angebot für Rollstuhlfahrer angestellt, Fußgänger sollten die zusätzlich in die Rampe integrierte Treppe benutzen. Die Neugestaltung des Schlosskirchplatz sieht eine geordnete Wegeführung vor, die die Gliederung von Auto-,Bei Schlosskirchplatz: Fußgänger- und Radverkehr ermöglicht.

  • Platzgestaltung Altstadt

    Im gesamten Platzbereich werden die PKW- Stellplätze bis auf einzelne temporäre Stellplätze im Bereich der Baumreihe rückgebaut. Die mittig angeordnete Grünfläche mit einer entsprechenden Staudenauswahl dient mit einer leicht gemuldeten Modellierung als Retentionsfläche, die unterirdisch an eine Zisterne anschließt.

    Ein neuer Brunnen akzentuiert die zentrale Freifläche. Die neue Baumreihe leitet räumlich zum Schlossplatz. Die neuen Aufenthaltsbereiche sind in ihrer Blickrichtung auf die Saar ausgerichtet.

Ausstellung der Entwürfe

Ab Donnerstag, 21. September, können sich interessierte Bürgerinnen und Bürger die Wettbewerbsergebnisse sowie alle Wettbewerbsbeiträge im Hauberrisser Saal des Rathauses St. Johann ansehen. Die Ausstellung ist montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Sie läuft bis Freitag, 13. Oktober. 

Häufig gestellte Fragen

  • Warum fand ein Planungsverfahren statt?

    Um den komplexen Anforderungen an Denkmalschutz, Sanierung und gestalterischer Qualität gerecht zu werden, hat die Landeshauptstadt Planerteams unterschiedlicher Fachdisziplinen gesucht. Landschaftsarchitekten und/ oder Stadtplaner sollten in Zusammenarbeit mit Brückeningenieuren und Verkehrsplanern im Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerbes einen Entwurf für die Alte Brücke sowie die angrenzenden Areale, die sogenannten Brückenköpfe erstellen.

  • Welche Voruntersuchungen waren notwendig?

    Als Grundlage zur Sanierung und städtebaulichen Aufwertung mussten zunächst einige Voruntersuchungen durchgeführt werden. Im Jahr 2021 fanden deshalb Baugrunduntersuchungen und eine Schadenskartierung statt. Diese wurden in enger Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt ausgeführt.

    Die Natursteinflächen der Alten Brücke weisen eine Großzahl von Schädigungen auf. Innerhalb der Schadenskartierung wurden diese schadhaften Bereiche durch ein Fachbüro nach Kategorien bewertet und in Plänen und Ansichten dargestellt. Die vorhandenen Schäden sind für die Tragfähigkeit und Standsicherheit der Alten Brücke noch von untergeordneter Bedeutung.

    Zur Sicherung der Verkehrssicherheit, Gebrauchsfähigkeit und Dauerhaftigkeit des Bauwerks sind jedoch Instandsetzungsmaßnahmen erforderlich. Die Ergebnisse der Voruntersuchungen flossen in die bereits abgeschlossene Vorentwurfsplanung zur Sanierung der Alten Brücke ein. Auf deren Basis soll nun im Wettbewerb der historische Teil der Alten Brücke aufgewertet und ein neuer Brückenteil als Ersatzneubau des „Notsteges“ konzipiert werden.

  • Wie hat die Landeshauptstadt Bürgerinnen und Bürger beteiligt?

    Bürgerinnen und Bürger haben Ideen, Vorstellungen und Anregungen zum Umbau der Alten Brücke am 8. Oktober 2022 im Rahmen eines Workshops zum Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) Alt-Saarbrücken Tallage mit Vertreterinnen und Vertretern der Landeshauptstadt diskutiert. 

    Bereits im letzten Jahr hatten interessierte Bürgerinnen die Möglichkeit, Einblicke in das Projekt „Alte Brücke“ zu erhalten. Im Rahmen der Veranstaltung „Tag des offenen Denkmals“ zum Thema „Schein und Sein“ berichtete der langjährige Denkmalpfleger der Stadt Saarbrücken, Hans Mildenberger, über die bewegte Geschichte der Alten Brücke und machte seine Ausführungen mittels zahlreicher historischer und aktueller Fotografien deutlich.

    Hans Mildenberger ist auch Autor zweier Publikationen zum Thema Alte Brücke, der Chronologie Alte Brücke und dem Schriftstück „Über die Fluten, über die Zeiten“. 

Ausgangslage

Alte Brücke - Landeshauptstadt Saarbrücken

Alte Brücke - Landeshauptstadt Saarbrücken

Alte Brücke - Landeshauptstadt Saarbrücken

Die Alte Brücke in Saarbrücken ist für Fußgänger und Fahrradfahrer das wichtigste Bauwerk über die Saar und die Bundesautobahn. Dabei verbindet Sie nicht nur die beiden Stadtteile Alt-Saarbrücken und St. Johann miteinander, sondern bildet mit dem Schloss und der Altstadt ein historisches bedeutsames Gesamtensemble, das bei den Einheimischen wie auch Touristen ein beliebter Anziehungspunkt ist.

In den letzten rund 470 Jahren ihrer bewegten Geschichte (Baujahr 1546-1549) musste die Alte Brücke diversen Einflüssen Stand halten. So haben Eisgang und Hochwasser, Kriegszerstörungen und bauliche Veränderungen an der Brücke selbst und im direkten Umfeld dazu geführt, dass das Bauwerk einen Großteil seiner einstigen Schönheit eingebüßt hat.

Wer heute über die Brücke geht, kann kaum erahnen, wie imposant sich die Brücke einst über die Saar spannte und welch große denkmalpflegerische Bedeutung sie eigentlich hat. Damit die Alte Brücke auch die nächsten 470 Jahre übersteht und zumindest einen Teil der einstigen gestalterischen Qualitäten zurückgewinnt, möchte die Landeshauptstadt Saarbrücken die Alte Brücke denkmalgerecht sanieren und städtebaulich aufwerten.

Aktuelle Ansichten 

Historische Ansichten

Die Alte Brücke ist die älteste, noch erhaltene Steinbrücke über die Saar und steht unter Denkmalschutz. Die Brücke wurde durch diverse Einflüsse mehrfach baulich verändert.

Dabei wurden wichtige gestalterische Merkmale demontiert (steinerne Brückenbrüstung, heute blaues Metallgeländer) und komplette Brückenteile entfernt (Bau der Stadtautobahn, heute in der Breite verschmälerte Stegkonstruktion) oder sprichwörtlich im Erdboden versenkt (Anschüttung der Brückenpfeiler beim Bau des Saarländischen Staatstheaters mit dem Tbilisser Platz).

Sanierung und städtebauliche Aufwertung

Im Zuge einer notwendigen Sanierung des Brückenbauwerks besteht nun die Chance, die Brücke und die anschließenden Brückenkopfareale städtebaulich so aufzuwerten, dass die Alte Brücke einige ihrer einstigen Qualitäten zurückgewinnt:

  • Den besonderen Reiz erhielt die Bücke ehemals durch ihre Spannweite, besonderes über die große Anzahl an Brückenbögen die am St. Johanner Ufer über Land verliefen. Die freigestellten, weithin gut sichtbaren Bögen verliehen der Brücke so ein elegantes und langgestrecktes Erscheinungsbild mit großer Fernwirkung.
  • Die Alte Brücke verfügte ursprünglich über eine Sandstein-gemauerte Brückenbrüstung und hatte so in der Ansichtsfläche eine harmonische Proportion und damit einhergehende Imposanz. Die Breite der Brücke wurde über die gesamte Länge beibehalten und zu den Enden hin durch Stadttore begrenzt. Der Oberflächenbelag war ebenerdig und nicht in Gehweg und Fahrbahn abgesetzt.