ELECTRIC GIRL
Regie: Ziska Riemann
Deutschland 2018 | 89 Min. | Uraufführung
Statt auf ihr Studium konzentriert sich Mia (Victoria Schulz) lieber auf ihre Karriere als Poetry-Slammerin, nebenbei hält sie sich mit einem Job als Barkeeperin über Wasser. Eines Tages bekommt sie das Angebot, als Synchronsprecherin die Superheldin Kimiko in einer Anime-Serie zu verkörpern. Für Japan-Fan Mia eine Riesenchance! Voller Elan stürzt sie sich in den neuen Job – so sehr, dass sie plötzlich außergewöhnliche Kräfte an sich entdeckt: Genau wie Kimiko sieht sie Elektrizität, kann von Dächern springen und Menschenleben retten. Ihr wird klar, dass auch Hamburg von einem Super-Blackout bedroht ist, denn feindliche Mächte planen die Stadt, vielleicht sogar die ganze Welt, zu vernichten. In ihrem melancholischen Nachbarn Kristof (Hans-Jochen Wagner) findet Mia einen Seelenverwandten und ihren Co-Helden. Und während Mia in einem manischen Rausch versucht, die Menschheit zu retten, gerät ihr eigenes Leben komplett aus dem Gleichgewicht: Realität und Wahn beginnen gefährlich miteinander zu verschmelzen.
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Regiekommentar
Im Spiel verleiht die Verwandlung in Avatare und Superhelden Superkräfte und lässt uns zeitweilig Gefühle von Ohnmacht und Minderwertigkeit vergessen. In der Manie wird diese Transformation Realität. Eine meiner Freundinnen verwandelt sich manchmal in eine Kosmonautin, trägt silberne Moonboots und sperrt die Straße mit Blumenkübeln ab. Sie fühlt sich dabei fantastisch. Nicht umsonst nennt man die Manie auch „die schönste Krankheit der Welt“. Wenn sie wieder aufgehört hat, ihre Medikamente zu nehmen, tickt die Uhr.
In der Dokumentation THE SECRET LIFE OF THE MANIC DEPRESSIVE fragt Stephen Fry seine Protagonisten: „Wenn jetzt hier vor dir ein Gerät stünde mit einem Knopf, um die Krankheit ein für alle Mal los zu werden, würdest du drauf drücken?“ Kopfschütteln. Niemals! Das Leben im manischen Rausch ist zu schillernd, zu bunt, zu inspirierend. Wenn dies nicht oft in stationärem Aufenthalt, mit oft schwer depressiver Phase endete, wäre diese Narrenfreiheit beneidenswert. ELECTRIC GIRL ist so ein manischer Rausch! (Ziska Riemann)
Regie-Biographie
Ziska Riemann
Biografie
Geboren 1973 in München. Sie arbeitet als Comiczeichnerin, Drehbuchautorin und Regisseurin. 2004 gründete
sie das Plattenlabel MerMer und brachte ihr Soloalbum „Wo hier bitte geht’s nach Shambhala?“ heraus. 1999
erhielt sie ein Stipendium der Drehbuchwerkstatt München und 2001 den Tankred-Dorst-Drehbuchpreis für
das Drehbuch zu DIE HUNDE SIND SCHULD.
Filmografie (Auswahl)
2001 IN MEINER NACHT (KF)
2002 RASCAL & LUCILLE (KF)
2008 FRIEDNEAU (KF)
2011 LOLLIPOP MONSTER
2018 ELECTRIC GIRL