NEVRLAND
Regie: Gregor Schmidinger
Österreich 2019 | 90 Min. | Dt., Engl. mit dt. UT | Uraufführung
Der 17-jährige Jakob (Simon Frühwirth) wohnt mit seinem Vater (Josef Hader) und Großvater (Wolfgang Hübsch) in einer kleinen Wohnung in Wien. Um sich etwas Geld für das anstehende Studium zu verdienen, jobbt er als Aushilfe in dem Schlachthof, in dem auch sein Vater arbeitet. Doch eine zunehmende Angststörung macht ihm das Leben immer schwerer.
Eines Nachts lernt er in einem Sex-Cam-Chat den 26-jährigen Künstler Kristjan (Paul Forman) kennen. Aus dem Gespräch entwickelt sich eine virtuelle Freundschaft, und auch in der realen Welt kreuzen sich die Wege der beiden auf unheimliche Weise – ohne dass es zu einer richtigen Begegnung kommt. Nach einem schweren Schicksalsschlag nimmt Jakob allen Mut zusammen und verabredet sich mit dem mysteriösen Fremden. Als die beiden sich in Kristjans Wohnung treffen, hat Jakobs Reise nach Nevrland und zu den Wunden seiner Seele längst begonnen.
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Regiekommentar
Angststörungen sind die am häufigsten diagnostizierte psychische Erkrankung in der westlichen Welt und überproportional in der Millenial-Generation zu finden. Auch mein Leben wurde zehn Jahre lang von einer teils sehr lähmenden Angststörung beeinflusst. NEVRLAND war eine Möglichkeit, mich auch auf eine künstlerische Art mit dem Thema Angst zu beschäftigen und zugleich mit dem Thema der Selbstwerdung.
Bereits der österreichische Psychoanalytiker Wilhelm Reich beschrieb Angst und Sexualität als zwei Seiten einer Medaille und die Triebfedern des Lebens: Er verstand die Angst als den das Leben schützenden und die Sexualität als den dem Leben zugewandten Impuls. Mir war es wichtig, Sexualität zeitgenössisch darzustellen, also auch den starken Einfluss von Pornografie und der digitalen Medien zu zeigen, unter dem sie heute steht. Und ich wollte einen Film aus der Post-Gay-Perspektive machen, d. h. die Homosexualität der Hauptfigur nicht ins Zentrum des Films zu rücken oder sie gar zu problematisieren bzw. das Coming-out zum großen Thema zu machen. (Gregor Schmidinger)
Regie-Biographie
Gregor Schmidinger
Biografie
Geboren 1985. Er studierte Drehbuch an der University of California in Los Angeles. Seine Kurzfilme THE BOY
NEXT DOOR und HOMOPHOBIA erreichten mehr als 15 Millionen Aufrufe auf YouTube. Neben seinem filmischen Schaffen als Drehbuchautor und Regisseur arbeitet er als Social Media Strategist für Kinofilme und ist Jurymitglied der österreichischen Filmbewertungskommission.
Filmografie
2008 THE BOY NEXT DOOR (KF)
2012 HOMOPHOBIA (KF)
2019 NEVRLAND