Ein Bisschen Bleiben Wir Noch
Regie: Arash T. Riahi Österreich 2020 | 102 Min. | Dt., Tschetschen. mit dt. UT
Die tschetschenischen Flüchtlingskinder Oskar (Leopold Pallua) und Lilli (Rosa Zant) leben seit sechs Jahren in Österreich, aber sie haben noch immer kein dauerhaftes Bleiberecht. Als die Familie abgeschoben werden soll, unternimmt ihre psychisch labile Mutter einen Selbstmordversuch. Der versuchte Suizid bewirkt zwar einen Aufschub der Abschiebung, aber Oskar und Lilli werden von ihrer Mutter getrennt und vorerst bei verschiedenen Pflegeeltern untergebracht. Heimlich halten die Geschwister Kontakt zueinander und hoffen, sich und ihre Mutter bald wieder zu treffen. Mit der unbändigen Kraft ihrer Liebe zueinander versuchen sie, jede bürokratische Hürde mit Leidenschaft und Phantasie zu überwinden.
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Regiekommentar
Der Film behandelt ein zeitloses, aber auch aktuelles Thema: Wie schaffen wir es, neu ankommenden Menschen einen Nährboden für Integration und Inklusion zu bieten? Ich selbst bin als achtjähriges Flüchtlingskind in den 1980er Jahren aus dem Iran in Europa angekommen, wollte aber keinen simplen Film aus der Opferperspektive von Flüchtlingen machen. Mein Zugang war daher auch weniger ein sozialrealistischer als vielmehr ein poetisch, humanistischer. Denn was so oft zwischen die Fronten gerät, ist die Unschuld. Die Unschuld der Kinder, aber auch die Unschuld des menschlichen Glaubens an Gerechtigkeit. Gerecht oder fair sind Kategorien, die jede Seite für sich in Anspruch nimmt, und doch sind viele nicht bereit, dies den anderen zuzugestehen, weil sie Angst haben, zu kurz zu kommen oder in ihrem Wohlstand beschnitten zu werden.
Dies ist ein Film über die Zukunft der Migranten-Kinder, die in Europa aufwachsen, die Sprache besser als ihre eigene Muttersprache beherrschen und ihre Heimat nur mehr aus Erzählungen kennen, bei uns oft aber trotzdem keinen Platz finden. Ein Film über Fragen, auf die es keine bürokratische Antwort gibt, sondern nur eine menschliche. (Arash T. Riahi)
Regie-Biographie
Arash T. Riahi
Geboren 1972 im Iran, lebt seit 1982 in Österreich. Er studierte Film- und Geisteswissenschaften, von 1995 bis 2002 war er freier Mitarbeiter beim ORF. 1997 gründete er die Film- und Medien-Produktionsfirma Golden Girls Filmproduktion. Sein erster Spielfilm EIN AUGENBLICK FREIHEIT war der offizielle österreichische Kandidat für den Auslandsoscar 2010.