ZEIT DER MONSTER
Regie: Tor Iben Deutschland 2020 | 83 Min. | Dt., Engl. mit dt. UT
Für Amanda von Hohenstüt (Wolfgang Reeb) scheint die Zeit still zu stehen. Seit vielen Jahren betreibt die Dragqueen das "Why not?", eine Szenebar im Saarland, die zum privaten Melting Pot vergangener Jahrzehnte und vergangener Popkultur geworden ist.
Aber die Dinge ändern sich, als eines Tages die ehemalige Zuhälterin Justine de Brest (Nina Queer) in der Stadt erscheint. Plötzlich prallen zwei Welten aufeinander, und zwischen den beiden Diven entspinnt sich ein erbitterter Konkurrenzkampf. Und je mehr Amanda versucht, sich gegen die neue Rivalin zu behaupten, desto tiefer wird sie in die aktuellen politischen Wirren hineingezogen.
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Regiekommentar
ZEIT DER MONSTER ist ein politisches Musical und eine Hommage an die Kaschemme, eine Hommage an den „Revue-Film“, an den schlechten Geschmack.
Der Film nimmt uns mit in die fast untergegangene Welt der „Szenebars“ – prekäre Orte, prekäre „Gestalten“, prekäre Beziehungen. Für einige Zeit waren solche Bars gesellschaftliche und moralische Freiräume sozialer Begegnungen, doch die Welt hat sich verändert und eine Politisierung dieser Räume hat stattgefunden.
Ästhetisch haben wir uns in der Art der Erzählung und Inszenierung an filmische Stile der 1970er bis 1990erJahre angenähert und einen Retro-Look kreiert.
Trotz all dieser Verlinkungen in die Vergangenheit erzählt der Film eine zeitgemäße Geschichte. Er erzählt, wie schnell bürgerliche Existenzen heute verloren gehen können, vom Shutdown und von der Radikalisierung zum Wutbürger, vom Altgeworden sein, von der Vereinnahmung und der politischen Überschreibung von Kunst und Kultur in ein rechtes oder linkes Verständnis, und von der Frage, ob und wann die Zeit gekommen ist, den Platz zu räumen.
Regie-Biographie
Tor Iben
Geboren in Hagen. Er ist ein deutscher Filmemacher und Autodidakt. 1995 veröffentlichte er seine ersten drei mittellangen Spielfilme, dann verabschiedete er sich für zehn Jahre vom Filmemachen. 2005 nahm er die Arbeit als Regisseur wieder auf. Seine Filme wurden auf internationalen Filmfestivals gezeigt und mehrfach ausgezeichnet.