STERN
Regie: Anatol Schuster
Deutschland 2019 | 78 Min. | Dt., Hebr. mit dt. UT | Uraufführung
Frau Stern (Ahuva Sommerfeld) will sterben. Sie ist überzeugt: Eine Waffe könnte bei dieser Entscheidung durchaus von Nutzen sein. Kurzerhand fragt sich die resolute 90-jährige Holocaust-Überlebende durch ihre Nachbarschaft in Berlin-Neukölln – jedoch ohne Erfolg. Als sie ihre geliebte Enkelin Elli (Kara Schröder) bittet, doch mal ihren Dealer nach einer Pistole zu fragen, erntet sie ebenfalls nur verständnislose Blicke. Beunruhigt von diesem Wunsch versucht Elli mit extravaganten Vernissagen und feucht-fröhlichen Karaokepartys die Lebensfreude ihrer Oma wieder zu wecken – ebenfalls erfolglos. Und so streift Frau Stern durch die Straßen Berlins, entschlossen, diese Welt zu verlassen, und wird dabei immer wieder aufs Neue vom Leben überrascht. Denn es sind die kleinen und absurden Dinge und Begegnungen, die dem Pathos ihrer Todesgedanken gegenüberstehen.
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Regiekommentar
Die Idee, einen Film über eine 90-jährige Holocaust-Überlebende und ihren Todeswunsch zu drehen, kam mir im Januar 2018 durch die Begegnung mit Ahuva Sommerfeld. Die Gunst der Stunde gebot, mich für sie als Protagonistin sofort zu entscheiden und mit der Drehbucharbeit unverzüglich anzufangen. Mit großer Hilfe von Freunden konnten wir die Dreharbeiten aus dem Stand heraus beginnen, ohne jegliche Förderung und ohne Beteiligung eines Senders. Die imponierende Energie unserer Protagonistin, ihre unerschrockene Art und der trockene Humor trieben uns immer wieder an und halfen, die Darsteller und Mitarbeiter, Studios und sogar meine 15 Monate alte Tochter zum Mitmachen zu motivieren.
Einen solchen Film als No-Budget-Projekt kann ich nur einmal im Leben machen. Deswegen bin ich denen, die mitgeholfen haben, diese Liebeserklärung an unsere Protagonistin zu Ende zu bringen, zutiefst dankbar. STERN ist ein Film, der nur wegen all dieser glücklichen Umstände und gegen jede Wahrscheinlichkeit entstanden ist und nur so mit den Themen Tod und Alter so frei und tabulos umgehen konnte. (Anatol Schuster)
Regie-Biographie

©Ella Knorz.jpg
Anatol Schuster
Geboren 1985. Er studierte Regie an der Hochschule für Fernsehen und Film München und sammelte parallel Erfahrung als Regie-Assistenz bei Edgar Reitz. Sein erster Film EIN IDEALER ORT erhielt auf der Berlinale 2015 den Preis „Dialogue en perspective“. 2017 erhielt er das Wim Wenders Stipendium für CHAOS UND STILLE. Das Filmfestival Max Ophüls Preis zeigte von ihm 2017 LUFT und 2019 FRAU STERN. 2022 gründete er die Produktionsfirma Zwillingfilm.