Irgendwann ist auch mal gut
Regie: Christian Werner Deutschland 2020 | 94 Min. | deutsch
Der konservative Bestatter Karsten (Fabian Hinrichs) lebt ein geordnetes Leben und bereitet sich auf eine geschäftige Weihnachtswoche vor, als eine ganze Reihe Unglücke über ihn hereinbrechen. Sein Wellensittich stirbt, sein Auto fällt auseinander, seine Frau will endlich die Scheidung abschließen, und seine übermäßig gut gelaunte Mitarbeiterin will sein Beerdigungsinstitut fröhlicher und bunter machen. Und dann kündigen während des Weihnachtsessens auch noch seine Eltern an, dass sie gemeinsam Selbstmord begehen wollen. In fünf Tagen.
Karsten will weder seinen schwer Parkinson-kranken Vater (Michael Wittenborn), einen Instrumentenbauer, noch seine völlig gesunde Mutter (Franziska Walser), eine ehemalige Apothekerin, verlieren. Also unternimmt er alles, um die beiden an ihren Plänen zu hindern. Doch der Konflikt um den selbstbestimmten Tod reißt alte Wunden auf – und als Karstens eigene Gesundheit sich rapide verschlechtert, ist nicht mehr klar, wer hier gerettet werden muss.
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Regiekommentar
Ich finde es sehr wichtig, das Tabuthema „selbstbestimmtes Sterben“ filmisch zu erzählen, um es überhaupt zur Diskussion zu stellen. Wie wollen wir im Alter leben bzw. wie lange wollen wir eigentlich leben? Warum steigt im Alter die Suizidrate, wenn doch Lebensqualität und Lebenserwartung durch bessere medizinische Versorgung ständig zunehmen? Ist es moralisch vertretbar, sich durch eine freie Entscheidung in einem bestimmten Alter selbst das Leben zu nehmen?
In einer Zeit, in der wir es gewohnt sind, alles selbst zu bestimmen, scheint es eine logische Konsequenz zu sein. Ich fand diese Position aus meiner Sicht kaum vertretbar. Doch gerade, weil ich es nicht verstand, musste ich diesen Film machen. (Christian Werner)
Regie-Biographie
Christian Werner
Geboren 1978 in Rudolstadt, Thüringen. Er studierte Visuelle Kommunikation an der Bauhaus-Universität Weimar und schloss sein Studium 2004 als Diplomdesigner mit Schwerpunkt Film und Fotografie unter der Leitung von DEFA-Regisseur Günter Reisch ab. 2005 gründete er die Produktionsfirma acamara film und studierte von 2007 bis 2015 an der Filmakademie Baden-Württemberg Szenische Regie. Sein Abschlussfilm FREMDKÖRPER erhielt den Max Ophüls Preis: Publikumspreis Mittellanger Film.