ECHOES FROM BORDERLAND
Regie: Lara Milena Brose
| Deutschland 2024 | 70 Min. | Dari, Bosn., Engl. mit dt. UT | Keine Altersfreigabe-Prüfung (FSK) erfolgt
August 2021. Die Welt sieht dabei zu, wie die Taliban in Afghanistan wieder an die Macht kommen. Hunderttausende fliehen. Oder sind bereits geflüchtet. Viele von ihnen stranden in dem Nicht-EU-Staat Bosnien-Herzegowina. So wie Nahid, ein 15-jähriges Mädchen, das nach einer nervenaufreibenden Flucht aus Herat in einem der bosnischen Grenzdörfer gelandet ist. Die Sprachnachrichten aus der Heimat klingen zunehmend wie ein fernes Echo. Doch es bleibt keine Zeit für Nostalgie in diesem Alltag zwischen Illegalität und Pushbacks. Neben der Gewalt gibt es auch Menschen wie Ferida und den Coffeeshopbesitzer Elvir in der Stadt. Ferida lebt direkt an der Grenze. Und während sie beobachtet, wie die Menschen von ihren Versuchen, die Grenze zu überqueren, zurückkommen, kehrt schleichend die eigene Vergangenheit in ihr Bewusstsein zurück. Während Ferida sich in Erinnerungen verliert, entdeckt Nahid, dass der Kreislauf aus Krieg und Verlust sie mehr mit dem Ort verbindet als erwartet.
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Regiekommentar
Als ich das erste Mal nach Velika Kladusa kam, war es Januar. Die Luft war bitterkalt, die Lebensbedingungen der geflüchteten Menschen erbärmlich. Im Fernsehen sprachen sie von der Grausamkeit der Taliban. In Bosnien gab es nicht einmal genug Suppe. Als der Winter in den Frühling überging und die äußeren Notwendigkeiten sich dadurch wandelten, blieb endlich mehr Zeit für Gespräche und Austausch. Die Begegnung mit Nahid, die Poesie ihrer Gedanken, das Gefangensein in einem Zwischenzustand, in dem es kein Vor und kein Zurück gibt, berührte mich tief. Je länger ich in Velika Kladusa blieb, desto intensiver kam ich auch mit den Menschen aus dem Dorf in Kontakt. Und auch die Beziehung von Nahid zum Dorf entwickelte sich mit der Zeit. Als wir an einem Nachmittag im Herbst einen gemeinsamen Spaziergang über den Dorffriedhof unternahmen und Nahid sich unvermittelt an einen anderen Friedhof im fernen Herat erinnert fühlte, war die Idee für den Film geboren.
Regie-Biographie
Lara Milena Brose
Sie absolvierte ein Studium in Philosophie und Theaterdramaturgie und studiert seit 2018 Dokumentarfilmregie an der Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF). Sie drehte viel im Ausland, u.a. in Nicaragua, Mexiko, Guatemala, Bosnien-Herzegowina und Mazedonien. Ihr letzter Dokumentarfilm SURVIVE war auf der Longlist der 95. Academy Awards (Oscar) und gewann den Dok-Hauptpreis beim CamerImage Filmfestival 2021. Zudem ist sie Mitbegründerin vom AK49, einem politisch-künstlerischen Kollektiv, das sich u.a. mit dem europäischen Grenzregime und feministischen Perspektiven auf den Krieg beschäftigt.