GOTTESKINDER
Regie: Frauke Lodders | Deutschland 2024 | 120 Min. | FSK ab 12
Die Teenagerin Hannah (Flora Li Thiemann) und Timotheus (Serafin Mishiev) wachsen in einer streng evangelikalen Familie auf. Vor allem Hannah lebt ihren Glauben mit Leidenschaft und einem starken Engagement in der Freikirche aus. Zudem hat sie ein Keuschheitsgelübde abgelegt, was jegliche körperliche Intimität vor der Ehe ausschließt. Aber die Dinge werden kompliziert, als sie sich in den neuen Nachbarsjungen Max (Michelangelo Fortuzzi) verliebt. Und ihr Bruder Timotheus entwickelt romantische Gefühle für seinen besten Freund Jonas (Lennox Halm). In der tiefen Überzeugung, dass seine Homosexualität gegen Gottes Willen verstößt, kämpft er gegen seine „unreinen“ Gedanken an und beschließt, sich in einem sogenannten „Seelsorge-Seminar“ von seinen homosexuellen Gefühlen „heilen“ zu lassen. Und so stehen die Geschwister vor einem Scheideweg und geraten mit ihren Eltern und der Gemeinde immer häufiger aneinander. Die Werte und Erwatungen der Familie kollidieren immer stärker mit den Gefühlen der Geschwister.
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Regiekommentar
Als ich die Idee zu GOTTESKINDER hatte, dachte ich, diese würde in Deutschland nicht funktionieren, denn mir war nicht bewusst, dass es auch hier evangelikale Christen in nennenswerter Anzahl gibt und diese kein hauptsächlich amerikanisches Phänomen sind. Als ich während der Recherche immer mehr in die Welt der evangelikalen Freikirchen eintauchte, war ich fasziniert und erschrocken zugleich: Hinter dem oft sehr modernen und durchaus einladenden Äußeren, befindet sich eine strikt konservative Welt, in der streng patriarchale Regeln gelten. Dennoch sind diese Freikirchen extrem erfolgreich, die Mitgliederzahlen steigen rasant, insbesondere bei jungen Menschen. Für den Film habe ich ein Jahr lang intensiv recherchiert, selbst an Veranstaltungen verschiedener Freikirchen teilgenommen und unter einem Vorwand Kontakt zu sogenannten Therapeuten gehabt, die Konversionstherapien durchführen. Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass nicht alle Freikirchen so sind, wie die im Film gezeigte, die Bandbreite schwankt zwischen weltoffen und liberal bis hin zu extrem fundamentalistisch. Mir war es wichtig einen Film zu machen, der aus der Sicht von Menschen erzählt, die in einer evangelikalen Gemeinde leben und hinter ihrem Glauben stehen. Also kein Blick von außen auf eine Parallelwelt, sondern eine Innenansicht. Ich wollte, dass man versteht, was Menschen an diesen Gemeinden anziehend finden. Denn nur wenn wir nachvollziehen können, was Menschen in diesen Gemeinden hält, können wir ihnen helfen, wenn sie einen Ausweg suchen.
Regie-Biographie
Frauke Lodders
Sie studierte an der Kunsthochschule Kassel Visuelle Kommunikation mit Schwerpunkt Filmregie und Drehbuch und schloss ihr Studium mit dem Master ab. Seitdem arbeitet sie als freie Regisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin. GOTTESKINDER ist ihr Spielfilmdebüt, für das sie 2019 bereits mit dem Hessischen Filmpreis für das beste Drehbuch ausgezeichnet worden ist. Für ihren Dokumentarfilm UNZERTRENNLICH wurde sie auf dem Kasseler Dokfest mit dem Goldenen Herkules ausgezeichnet.