ES GEHT UM LUIS
Regie: Lucia Chiarla | Deutschland 2024 | 97 Min. | FSK ab 12
Constanze (Natalia Rudziewicz) und Jens (Max Riemelt) sind ein Team, ein Paar, Eltern, und hart arbeitende Menschen. Zwischen Nachtfahrten im Taxi und Wochenendschichten im Architekturbüro halten sie ihr Leben gerade so irgendwie aufrecht, treffen sich für kurze Besprechungen in Jens‘ Taxi und schieben ihren Sohn Luis hin und her.
Doch eines Tages bringt ein Anruf von der Schule ihre Routine durcheinander: Luis wird gemobbt. Der Grund ist sein Einhorn-Rucksack. Der Schuldirektor rät den Eltern, einen neuen Rucksack zu kaufen, doch das kommt für Luis nicht in Frage. Die Spannung zwischen den Eltern verschärft sich, und sie müssen sich die Frage stellen: Soll der Sohn sich anpassen oder sich durchsetzen? Doch während Luis in der Schule weiterhin gedemütigt wird, droht die Beziehung des Paares unter dem Druck des Alltags in einer Spirale aus Vorwürfen, Schuldgefühlen und hilflosen Versuchen, den Sohn zu beschützen und dennoch die eigene Haltung nicht aufzugeben, unterzugehen.
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Regiekommentar
Jedes Paar hat sein Schlachtfeld. Die Kinder sind Zuschauende, und in der Dualität suchen sie eine Einheit. Die Beziehungskonflikte, deren Kompromisse, das Bedürfnis nach Geborgenheit oder einfach den anderen als Sparringpartner zu benutzen, sind Ausgangspunkte dieser Geschichte. Aspekte eines Lebens, das ich in all seinen Nuancen kenne, und ich vermute, viele von uns.
Als ich das Theaterstück von Paco Bezerra gelesen habe, war ich vom Prinzip der Polarisierung, das sich durch das ganze Stück zieht, gefangen. Das Mobbing, das der Sohn in der Schule erlebt, wird zum Auslöser für einen tieferen Wertekonflikt. Obwohl beide Eltern das Gleiche wollen: das Wohl ihres Sohnes.
Kompliziert wird es, wenn zu dieser Auseinandersetzung noch die instabile Komplexität der modernen Arbeitswelt hinzukommt. Constanze und Jens sind selbst in den Netzen einer zunehmend aggressiven Gesellschaft gefangen, in der die Stärksten die Schwächsten in die Enge treiben. Der Stress um ihre Existenzsicherung macht sie unaufmerksam und hilflos gegenüber dem, was mit ihrem Kind geschieht.
Regie-Biographie
Lucia Chiarla
Geboren in Genua, Italien. Sie studierte Literatur mit Fokus auf Theater und Film an der Universität Genua. 1995 schloss sie ihr Studium der darstellenden Künste an der Scuola d'arte drammatica Paolo Grassi in Mailand ab. In Italien wirkte sie als Schauspielerin und später auch als Autorin an verschiedenen Nationaltheatern und Filmproduktionen mit. Ihr Regiedebüt REISE NACH JERUSALEM feierte seine Premiere im Wettbewerb des Filmfestival Max Ophüls Preis. 2020 gründete sie das Filmkollektiv "Primavera Productions".