NIGHT OF THE COYOTES
Regie: Clara Trischler
| Deutschland, Österreich 2024 | 82 Min. | Span., Otomí, Engl. , mit dt. UT | Keine Altersfreigabe-Prüfung (FSK) erfolgt
Seit sich ihr indigenes mexikanisches Dorf durch Abwanderung in eine Geisterstadt verwandelt hat, beginnen die Übriggebliebenen eine Erfahrung zu simulieren, die sie alle kennen: den illegalen Grenzübertritt in die USA. Sie schlüpfen in die Rolle der US-Grenzpolizei, der Narcos und Schlepper:innen, damit zahlende Tourist:innen sich für eine Nacht wie Migrant:innen fühlen können.
Die verbliebenen Bewohner:innen von El Alberto sind zwischen zwei Welten hin und hergerissen. Wie die elfjährige Rebeca, deren Mutter vor kurzem die Grenze überquert hat und von der sie seither nichts mehr gehört hat. Virgilio, der einen Grenzpolizisten spielt, wurde selbst abgeschoben und fürchtet nun, dass sein Sohn irgendwann illegal ausreisen möchte, selbst wenn sie sich dann nie wieder sehen können. Felicitas' Familie ist nach und nach in die USA ausgewandert. In ihrer großen, amerikanischen Küche überlegt sie, ob sie versuchen soll, in die fremde Welt, zu ihrer Familie zu gelangen. Aber was bedeutet das „bessere Leben“, das angeblich auf der anderen Seite wartet, wirklich?
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Regiekommentar
Es gibt zu viele Filme, in denen Migrant:innen primär als Opfer dargestellt werden, weshalb es mich faszinierte, ob sich dieses Dorf mit seiner Geschichte selbst ermächtigen kann. Meine Familie lebte lange auf unterschiedlichen Seiten einer Grenze, die früher Ost- und Westeuropa trennte. Es war eine Reise, die sie damals nur unter der Gefahr einer Verhaftung wegen Republikflucht hätte antreten können. Wie viele Geflüchtete weltweit, mussten meine Großeltern entscheiden, ob sie ihre Eltern noch sehen konnten, bevor diese starben.
Der Ort, an dem wir geboren werden, bestimmt unzählige Möglichkeiten unserer Biografie: Welche Art von Arbeit wir machen, wie wir wohnen und ob wir mit unserer Familie zusammen sein können. Ob wir in Sicherheit vor Gewalt sind. Wie viel Geld wir haben und wie früh wir sterben. Die meisten Europäer:innen meiner Generation sind aufgewachsen, ohne mit Grenzerfahrungen in Berührung zu kommen, während der Anstieg des Nationalismus in vielen Ländern ein ganz anderes Bild von der Zukunft zeichnet.
Regie-Biographie
Clara Trischler
Die österreichische Regisseurin lebte nach ihrem Studium am European Film College in Dänemark für ein Jahr in Israel, wo sie u.a. im Holocaust-Dokumentationsarchiv von Yad Vashem arbeitete. Nach mehreren Film- und Festivaljobs in Berlin und New York absolvierte sie ein Drehbuchstudium an der Filmakademie Wien und dem Instituto Universitario Nacional del Arte Buenos Aires, Argentinien. Danach studierte sie an der Filmuniversität Konrad Wolf in Babelsberg Dokumentarfilmregie. Sie erhielt mehrere Stipendien und wurde zu zahlreichen Kunstresidenzen eingeladen.