MACHT DAS ALLES EINEN SINN? – UND WENN JA – WARUM DAUERT ES SO LANGE?
Regie: Andreas Wilcke
Deutschland 2019 | 102 Min. | Uraufführung
Zwischen schick sanierten Alt- und futuristisch anmutenden Neubauten, die mit Klamottenläden, Youth Hostels, Sushiläden und Galerien bestückt sind, reckt sich ein graues kolossartiges Ungetüm in betörender Hässlichkeit wie eine Festung gen Himmel – die Volksbühne. Dieses Haus, dessen Bau im Jahr 1914 von den Spendengroschen der SPD-Mitglieder finanziert wurde, um ein Theater zu schaffen, in dem Arbeiter ihre eigenen Stücke realisieren konnten, entwickelte im Verlauf der darauffolgenden Jahre eine ganz eigene Dynamik und erfand unter Regisseuren wie Piscator, Marquard, Besson das Theater immer wieder neu. www.machtdasallessinn.com
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Regiekommentar
Diese Tradition aufnehmend haben Frank Castorf und sein Kostüm- und Bühnenbildner Bert Neumann in der Volksbühne ein Vierteljahrhundert lang einen Mikrokosmos erschaffen, der vielen als identitätsstiftende Trutzburg, als renitente Insel im immer schicker und monotoner werdenden Zentrum der Hauptstadt galt.
Die von ihnen verantworteten Marathoninszenierungen waren wahre Assoziationsorgien, die dem oft ohnehin epischen Charakter des Stückes bzw. der Romanvorlage anderes historisches Material einverleibten (getreu dem von Heiner Müller geprägten Motto: „Theater heißt – mit den Toten reden“) und dem Zuschauer alles abverlangten. Getragen wurden diese Abende von den 230 Mitarbeitern des Theaters aus den verschiedensten Gewerken: u.a. der Technik, der Maske, der eigenen Schneiderei und der eigenen Holz- und Metallwerkstätten, der Requisite sowie dem Ensemble. Als diese sich in einem offenen Brief an die Medien wandten, da sie ihre Arbeitsplätze unter dem von der Politik neu installierten Intendanten bedroht sahen, war das der Startschuss für meinen Film. Ich wollte anhand der letzten Spielzeit untersuchen, was es auf sich hat mit dem Mythos Volksbühne, und wollte mit der Kamera dabei sein, wenn sich diese Theatermenschen noch einmal zusammenraufen, um ein letztes Feuerwerk im Angesicht einer ungewissen Zukunft zu entzünden. (Andreas Wilcke)
Regie-Biographie
Andreas Wilcke
Biografie
Geboren 1974. Er besuchte von 2003 bis 2006 die Schauspielschule Charlottenburg in Berlin und wirkte in mehreren Theaterinszenierungen und Kurzfilmen mit. 2010 begann er mit der Arbeit an seinem dokumentarischen Langzeitprojekt DIE STADT ALS BEUTE, das 2016 beim Filmfestival Max Ophüls Preis im Wettbewerb Dokumentarfilm seine Uraufführung feierte und im selben Jahr in die Kinos kam.
Filmografie
2014 WEM GEHÖRT DIE STADT (Dok.)
2016 DIE STADT ALS BEUTE (Dok.)
2019 MACHT DAS ALLES EINEN SINN – UND WENN JA – WARUM DAUERT ES SO LANGE? (Dok.)