REGELN AM BAND, BEI HOHER GESCHWINDIGKEIT

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REGELN AM BAND, BEI HOHER GESCHWINDIGKEIT

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REGELN AM BAND, BEI HOHER GESCHWINDIGKEIT

Regie: Yulia Lokshina Deutschland 2020 | 92 Min. | Dt., Rumän., Engl., Russ., Poln. mit dt. UT

In der westdeutschen Provinz kämpfen osteuropäische Leiharbeiter·innen im größten deutschen Schweineschlachtbetrieb ums Überleben und Aktivist·innen, die sich für deren Rechte einsetzen, mit den Behörden. Zur gleichen Zeit proben Münchener Gymnasiast·innen das Bertolt-Brecht-Stück „Die Heilige Johanna der Schlachthöfe“, das sich schon 1931 mit Marktmacht und Monopolbildung und der Ausbeutung und Aussperrung von Arbeiter·innen beschäftigte – und reflektieren über die deutschen Wirtschaftsstrukturen und ihr Verhältnis dazu.
Verwoben mit den Gedankengängen der Jugendlichen und ihrer Auseinandersetzung mit dem Text in den Proben erzählt der Film in unterschiedlichen Fragmenten über Bedingungen und Facetten von Leiharbeit und Arbeitsmigration in Deutschland.

  • Regiekommentar

    Die Arbeiter·innen am Band haben keine Sprache. Nicht im eigentlichen Sinne, denn sie können natürlich kommunizieren, aber sie kennen nicht die Sprache der Verträge und Fußnoten, die für eine begrenzte Zeit ihr Leben am Fließband regelt. Das Band, das immer schneller läuft und wie ein sich teilender Zellorganismus immer weiter Material nachliefert, auch wenn die Hände nicht hinterherkommen. Die Begrenzung der Zeit ist sowohl eine Erlösung – denn nur so ist diese (Arbeits-)Zeit zu ertragen – als auch ein Übel. Den Leiharbeiter·innen fehlt die Sprache und die Zeit, in der sie sich organisieren, in der sie sich solidarisch erklären können. Wir Daraufschauende haben eine Sprache, aber wir wissen auch nicht wohin damit. Und so reden wir und vergessen, rechtfertigen und schämen uns, rufen zum Aufstand auf, reden weiter und vergessen wieder, mit der Zeit.
    Der Film widmet sich dem nicht im Blick Stehenden, dem in Vergessenheit Geratenen: Versteckten Waldcampingplätzen, vergessenen Arbeitsunfällen, Lehrern, die an Protest glauben und Jugendlichen, die nicht rebellieren wollen. (Yulia Lokshina)

Regie-Biographie

Yulia Lokshina

Yulia Lokshina - ©Isabelle Bertolone

Yulia Lokshina

Geboren 1986 in Moskau. Seit 2011 studiert sie Dokumentarfilmregie an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Im Rahmen ihrer Arbeit am Forum Internationale Wissenschaft Bonn entstehen parallel audiovisuelle Projekte an der Schnittstelle von Film und Wissenschaft sowie Vorträge und Publikationen zum Dokumentarischen. REGELN AM BAND, BEI HOHER GESCHWINDIGKEIT ist ihr Diplomfilm.

Filmografie

2016
TAGE DER JUGEND
2017
AFTER WAR
2018
FEAST
2019
SUBJECTIVE HILL
2020
REGELN AM BAND, BEI HOHER GESCHWINDIGKEIT
Regie
Yulia Lokshina
Buch
Yulia Lokshina
Kamera
Zeno Legner, Lilli Pongratz
Montage
Urte Alfs, Yulia Lokshina
Musik
Salewski u. a.
Ton
Yulia Lokshina
Produzenten
Isabelle Bertolone, Marius Ehlayil
Produktion
wirFILM
Koproduktion
Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF)
Förderung
FilmFernsehFonds Bayern (FFF)