BITTER
Regie: Hanieh Bozorgnia
| Deutschland 2024 | 32 Min. | Dt., Farsi mit dt. UT | Keine Altersfreigabe-Prüfung (FSK) erfolgt
Anoush war grade mal fünf Jahre alt, als ihre Eltern mit ihr aus dem Iran nach Deutschland geflohen sind. Jetzt ist sie 16 Jahre alt und gerade dabei, sich selbst zu finden. Ihre Eltern hingegen haben einen sozialen Abstieg erlebt. Besonders ihrem Vater Puya setzt die Situation zu, und er verfällt zunehmend in Schweigen. Ein Besuch aus dem Iran lässt ihn für einen kurzen Moment aufblühen. Und auch Anoushs Blick auf ihn verändert sich.
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Regiekommentar
Die Ausgangssituation ist echt: Eine junge, queere, iranische Tochter, eine liebevolle, aber überarbeitete Mutter und ein depressiver, schweigender Vater. Die Dynamiken in dieser Familie sind dieselben, die ich erlebt habe. Bei der Aufarbeitung meiner Familiengeschichte setze ich mich mit transgenerationalen Traumata auseinander. Erst im Erwachsenenalter habe ich verstanden, dass der Migrationsschmerz meiner Eltern nicht meiner ist, und der Versuch, mich davon zu lösen, war ein langer Prozess. Für Anoush hingegen wünsche ich mir etwas anderes. Sie schafft es, etwas auszusprechen, was ich in ihrem Alter nicht geschafft habe. Anoush spürt den Schmerz ihrer Eltern, strebt jedoch nach einem selbstbestimmten Leben. Doch wie unabhängig kann sie Entscheidungen treffen und welche Rolle spielt ihre unmittelbare Umgebung bei ihrer Suche nach Identität? Wie erlebt Anoush also die letzten fünf Tage, bevor ein Teil ihrer Familie endgültig wegbricht? Und ist dieser Teil nicht eigentlich schon längst weg gewesen?
Regie-Biographie
Hanieh Bozorgnia
Geboren 1990 in Shiraz, Iran. Sie arbeitet interdisziplinär in den Bereichen Film, Videokunst und Installation. Seit 2019 ist sie Teil des queer feministischen „cumming collective“, welches sich für mehr Diversität und Inklusion in der Kölner Kulturszene einsetzt. Darüber hinaus organisiert und kuratiert sie die BIPoC-Filmreihe „cinema coming closer to you“, welche bewußt Auseinandersetzungen mit In- und Exklusion, Gewalterfahrung und die Kritik an gesellschaftlichen Verhältnissen in den Werken marginalisierter Filmschaffender aus Deutschland in den Fokus rückt.