Dienstag, 10. Januar 2017

Michael Verhoeven als Ehrengast beim 38. Filmfestival Max Ophüls Preis

Wir freuen uns sehr den Produzenten und Regisseur Michael Verhoeven beim 38. Filmfestival Max Ophüls Preis begrüßen zu dürfen. Michael Verhoeven wird im Rahmen des Festivals eine Auswahl seines filmischen Schaffens präsentieren.

DAS SCHRECKLICHE MÄDCHEN,
BRD 1989, 93 Min.

DER UNBEKANNTE SOLDAT,
D 2006, Dokumentarfilm, 102 Min

DIE WEISSE ROSE,
BRD 1982,123 Min.

MUTTERS COURAGE,
D, GB, A 1995, 92 Min

 

Seine Filme boten dem Verschweigen und Umdeuten der Nazivergangenheit die Stirn. Mutig fasste er kontroverse Themen an und scheute die Auseinandersetzung und den Skandal nicht. Michael Verhoeven ist einer der politischsten und vielseitigsten deutschen Regisseure.

Ein Mädchen schreibt einen Aufsatz zum Thema „Meine Heimatstadt im Dritten Reich“, beginnt zu recherchieren und seziert die Vergangenheit wie einen Körper. Eigentlich sucht sie nach Widerstandskämpfern gegen das Regime, doch sie findet nur Mittäter und Mitläufer. Das Ergebnis jedoch: Nicht die Schuldigen von damals werden zur Verantwortung gezogen, sondern das Mädchen wird der Illoyalität und des Denunziantentums beschuldigt – und geächtet. Der Film heißt DAS SCHRECKLICHE MÄDCHEN und brachte Michael Verhoeven 1991 eine Nominierung für den Auslands-Oscar ein. Wenige Jahre zuvor, 1982, hatte der Regisseur bereits mit einem anderen Film über die Naziverbrechen für Furore gesorgt: DIE WEISSE ROSE war die erste große filmische Auseinandersetzung mit dem Widerstand der Geschwister Scholl. Verhoeven hatte große Schwierigkeiten, ausreichend Geld für die Produktion aufzutreiben. Doch seine Entschlossenheit und Unbeirrbarkeit wurden belohnt – mit einem Filmband in Gold und Silber beim Deutschen Filmpreis 1983. DIE WEISSE ROSE hatte damals auch ganz konkrete juristische Konsequenzen: Der Volksgerichtshof der Nazis wurde offiziell zum Terrorinstrument erklärt. In einem Interview mit dem Deutschlandfunk vor ein paar Jahren sagte Michael Verhoeven einmal, er habe versucht, „versteckte Tumore offenzulegen.“ Daraus sprach auch der ausgebildete Arzt, der über eine spezielle Art von bösartigen Hirntumoren promoviert hat, die sich gewissermaßen hinter Masken verbergen. Das Thema „Drittes Reich“ ließ. ihn nie wirklich los. 2006 noch griff er mit DER UNBEKANNTE SOLDAT die Kontroverse um die so genannte „Wehrmachtsausstellung“ des Hamburger Instituts für Sozialforschung auf.

Michael Verhoeven, 1938 als jüngstes Kind des berühmten Schauspielers, Film- und Theaterregisseurs Paul Verhoeven und der Schauspielerin Doris Kiesow in Berlin geboren, machte schon mit einem seiner ersten Filme von sich reden. Mit O.K., einer wütenden Abrechnung mit dem Vietnam-Krieg, brachte er 1970 den Spielfilmwettbewerb auf der Berlinale zum Abbruch, weil der damalige Jury-Präsident, der US-Amerikaner George Stevens, den Beitrag aus dem Programm streichen wollte. Die gesellschaftliche Konfrontation hat der 78-Jährige zeit seines Lebens nie gescheut – egal ob er in seinen Filmen Transsexualität („Enthüllung einer Ehe“, 2000) thematisierte oder die Liebe eines katholischen Priesters („Eine unheilige Liebe“, 1993).

Bereits 1965 – Verhoeven praktizierte zu der Zeit noch als Arzt – gründete er zusammen mit Senta Berger, seiner späteren Frau, die Sentana Film GmbH. Die Produktionsfirma ist bis heute das Fundament seiner Kreativität – und, wenn man so will, Stammsitz einer kleinen Filmdynastie: WILLKOMMEN BEI DEN HARTMANNS, der kürzliche Millionenerfolg von Senta Bergers und Michael Verhoevens gemeinsamen Sohn Simon Verhoeven, entstand in Koproduktion mit Sentana.

Michael Verhoeven wird vom 26. – 29. Januar in Saarbrücken zu Gast sein.

Im Anschluss an DER UNBEKANNTE SOLDAT wird Michael Verhoeven zudem mit einem anderen Meister der filmischen Aufarbeitung des deutschen Faschismus, Marcel Ophüls, über eines der Zentren ihrer jeweiligen Arbeit sprechen:  das filmische Erinnern.

Im Anschluss an MUTTERS COURAGE schließlich befragt Moderator Felix Mauser in einem Werkstattgespräch Michael Verhoeven und Senta Berger zu ihrem gemeinsamen Filmschaffen.