Filmfestival Max Ophüls Preis: Wettbewerb Dokumentarfilm
Beim 34. Filmfestival Max Ophüls Preis werden zum fünften Mal Dokumentarfilme in einer eigenen Wettbewerbskategorie gezeigt. Die Aufbereitung sozialer Themen steht in diesem Jahr im Fokus des Wettbewerbs Dokumentarfilm.
Die Filme können als facettenreiche Psychogramme einer sich tief greifend verändernden Gesellschaft gelesen werden. Was bleibt, ist die Frage nach Wurzeln, nach Identität und Selbstverwirklichung -ob am heimischen Küchentisch in Schwaben, in einem ecuadorianischen Grill-Restaurant oder in dem größten chinesischen Kung-Fu-Internat. Die jungen Filmemacher untersuchen die Folgen von Generationenkonflikten, Auswirkungen der globalen Verflechtungen und die Bedeutung sozialen Engagements.Für den Dokumentarfilm Wettbewerb der Festivalwoche im Januar 2013 wurden circa 160 Filme eingereicht, wovon 12 auf den Festivalleinwänden vorgeführt werden. Von diesen 12 Filmen feiern vier ihre Uraufführung und zwei ihre deutsche Erstaufführung. Mit dabei sind sieben Filme aus Deutschland, zwei Filme aus Österreich, sowie eine deutsch-japanische, eine deutsch-belgische und eine österreichisch-deutsche Produktion.Nachfolgend werden die Filmtitel und die Jury des Wettbewerbs Dokumentarfilm vorgestellt.Der Preisträger wird von einer dreiköpfigen Jury ausgewählt. Der Dokumentarfilmpreis ist mit 7.500 Euro dotiert und wird von der Saarland Medien GmbH gestiftet.
Die am Wettbewerb Dokumentarfilm teilnehmenden Werke sind:
- FROHES SCHAFFEN
Regie: Konstantin Faigle
Produktion: HUPE Film- und Fernsehproduktion
Verleih: W-film
Deutschland 2012|35 mm|Farbe|98 Min.
Sie ist ein Fetisch, ein Mantra, die geheime Religion des modernen Menschen: die Arbeit. In Zeiten von Wirtschaftskrise und rasantem Arbeitsplatzabbau hinterfragt der Film diesen Mythos. Zu Wort kommen Experten wie der Sozialhistoriker Benjamin Hunnicutt oder der Ökonom Jeremy Riffkin. Darüber hinaus besucht der Filmemacher u. a. im Ruhrgebiet Stätten des Arbeitsglaubens und seines Niedergangs. FROHES SCHAFFEN ist eine humorvolle wie schmerzhafte Auseinandersetzung mit unserem „heiligen“ Lebenssinn Arbeit.
- NERVEN BRUCH ZUSAMMEN
Regie: Arash T. Riahi
Produktion: Golden Girls Filmproduktion & Filmservices GmbH
Österreich 2012|DCP|Farbe|94 Min. |Dt. Erstaufführung
Zehn Jahre nach seinen ersten Dreharbeiten in einem Übergangswohnheim für obdachlose Frauen in Wien kehrt Arash T. Riahi dorthin zurück. Er trifft auf neue, aber auch alte Schicksale. Was die Frauen verbindet, ist das Ausgesperrt-Sein von dem, was sie einst "daheim" nannten. In der Zweckgemeinschaft des Heims erfahren sie manchen Rückschlag, aber auch, wie es sich anfühlt, wenn jemand ein freundliches Wort für sie hat, vielleicht sogar Solidarität. Ein Langzeitdokumentarfilm als Hommage an alle die Frauen abseits unserer Erfolgsgesellschaft.
- CESARS GRILL
Regie: Dario Aguirre
Produktion: Filmtank GmbH
Deutschland 2012|HD Cam|Farbe|88 Min.| Uraufführung
Regisseur Darío Aguirre bekommt einen Anruf aus Ecuador: Das Grillrestaurant seines Vaters in Equador steht kurz vor der Pleite. Als alle Versuche fehlschlagen, die Sache von Deutschland aus zu regeln, setzt sich der überzeugte Vegetarier ins Flugzeug, um die finanziellen Probleme seines fleischbegeisterten Vaters zu lösen. Zwischen den beiden entspinnt sich eine skurille Zusammenarbeit, bei der schnell klar wird: Es geht weniger um die Rettung eines maroden Familienunternehmen als vielmehr um die Familie selbst.
- NÄGEL MIT KÖPFEN
Regie: Marko Doringer
Produktion: Filmfabrik
Österreich, Deutschland 2013|DCP|Farbe|93 Min. |dt. mit engl. UT| Uraufführung
Gibt es heute noch das traute Heim? Ein Zuhause, mit nur einem Partner? Also: Nägel mit Köpfen? Um das zu erkunden, bricht der Filmemacher zu einer persönlichen Entdeckungstour auf. Er ist 35, fühlt sich noch immer nirgends angekommen und ist meilenweit davon entfernt, Vater zu werden. Woran liegt das? Die richtige Frau dafür hätte er schon gefunden. Worauf wartet er also? Auf irgendein Zeichen, einen magischen Moment? Eine Reise nach Wien, Berlin, Belgrad, Dubai und Addis Abeba auf der Suche nach erfüllenden Partnerbeziehungen in unserer Zeit.
- ALLEINE TANZEN
Regie: Biene Pilavci
Produktion: Telekult Film- und Medienproduktion GmbH, Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb)
Deutschland 2012|DCP|Farbe|98 Min.
"Können meine vier Geschwister und ich es schaffen, nach vielen hasserfüllten Jahren und Gewaltexzessen gute Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen, wenn es schon unsere Eltern nicht konnten und deren Eltern auch nicht?" Diese Frage ist Ausgangspunkt einer schonungslosen filmischen Untersuchung der Regisseurin. Die Kamera ist ein Instrument der Verständigung, der Vergewisserung und des Verhörs. Alles kommt auf den Tisch. Doch die Gewissheit bleibt: Du kannst nirgendwo hingehen, ohne deine Vergangenheit mitzunehmen.
- THE FINAL CALL
Regie: Florian Baron
Produktion: HFF 'Konrad Wolf'
Verleih: HFF 'Konrad Wolf'
Deutschland, Japan 2012 | DCP | Farbe | 62 Min.
Die Bilder dieses Films sind Fundstücke einer Reise, der Text ein Tagebuch. Regisseur Florian Baron ist unterwegs zu Orten der Einsamkeit. Nach Japan. Zur Osterinsel. Während seiner Reisen kommen Fragen auf: Welche Rolle spielen die Katastrophen unserer Zeit für sein eigenes Selbstverständnis? Was hat ein Krieg, eine Naturkatastrophe oder der radioaktive Fallout von Fukushima mit seiner eigenen Geschichte zu tun?
- DRACHENMÄDCHEN
Regie: Inigo Westmeier
Produktion: GAP films GmbH
Verleih: polyband Medien GmbH
Deutschland 2012|DCP|Farbe|90 Min. |dt. Erstaufführung
Der Dokumentarfilm DRACHENMÄDCHEN erzählt von drei Mädchen in der Kampfschule "Shaolin Tagou", die sich in China genau neben dem Ursprungstempel des Kung Fu befindet. Mit 26.000 Schülern ist dies die größte Kung Fu Schule Chinas. Weit weg von ihren Familien leben die drei Mädchen inmitten einer von Anpassung geprägten Masse mit vorgegebenen Formen, Normen, Strukturen und der alltäglichen Routine. Sie werden zu Kampfmaschinen gedrillt, und doch sind sie hinter aller Fassade Kinder, die Träume haben.
- DRAGAN WENDE-WEST BERLIN
Regie: Dragan von Petrovic, Lena Müller
Produktion: von.müller.film
Deutschland 2012 | HD Cam | Farbe | 88 Min.
In den 70er und 80er Jahren hatte Dragan Wende Geld, Frauen, Champagner, Drogen - und einen jugoslawischen Pass. Dragan kostete die Blockfreiheit voll aus und verdiente sich mit Schmuggel durch die Berliner Mauer hindurch eine goldene Nase. 1989 jedoch verlor er seine Privilegien und erlebte einen Abstieg. Der Regisseur des Films, Dragans Neffe, taucht ein in die bizarre Welt seines Onkels und dessen tragikomisches Umfeld von alternden Immigranten, tief gefallenen Millionären, Dieben, Schiebern und Huren.
- SAUACKER
Regie: Tobias Müller
Produktion: M. Schlömer Filmproduktion
Deutschland 2013|DCP|Farbe|75 Min. |schwäbisch mit UT| Uraufführung
Philipp will den elterlichen Bauernhof retten, der durch die Globalisierung und fallende Preise auf Fleisch und Milch in seiner Existenz bedroht ist. Der 30-jährige Jungbauer ignoriert das Credo der Landwirtschaftsschule „Wachse oder weiche“. Sein Credo lautet: „Ich mache es My Way“. Philipp versucht, seinen Vater Konrad von alternativen Konzepten zu überzeugen. Der ist jedoch nicht weniger eigensinnig als sein Sohn.
- NOWHEREMAN
Regie: Leonie Stade, Annika Blendl
Produktion: HFF München
Deutschland 2012| DCP|Farbe|60 Min. |dt. mit engl. UT |Uraufführung
Die Straftaten von Caio, Anfang zwanzig, liegen bei gemeinschaftlichem schweren Raub und Körperverletzung. Doch diesmal soll alles anders werden, wenn er aus dem Knast kommt. Er startet mit seiner schwangeren Freundin in ein neues Leben. Bald aber holt ihn seine Vergangenheit ein: Caio gibt vor, jemand zu sein, der er nicht ist. Um der Realität zu entfliehen, erfindet er Figuren, tritt als Autohändler, Fußballprofi oder Talentscout auf. Ein Jahr später zieht Cajo Bilanz und wir zum Kommentator seines eigenen Lebens.
- DER KAPITÄN UND SEIN PIRAT
Regie: Andy Wolff
Produktion: Brockhaus & Wolff
Deutschland, Belgien 2012 | DCP | Farbe | 76 Min. | Somali, dt. mit dt. UT
Vier Monate lang befand sich das deutsche Frachtschiff „Hansa Stavanger“ 2009 in der Hand von somalischen Piraten. Die Nachrichten von der spektakulären Freilassung der Crew gingen damals um die Welt. Der Film interessiert sich für die unsichtbare Geschichte hinter den Schlagzeilen. Er erzählt sie aus der Sicht des Anführers der Piraten und des Kapitäns des Frachters. Stück für Stück entblättert sich die Tragödie zweier Menschen, die der Krieg zu Feinden machte und die doch zu Verbündeten wurden.
- GRIFFEN – AUF DEN SPUREN VON PETER HANDKE
Regie: Bernd Liepold-Mosser
Produktion: KGP Kranzelbinder
Österreich 2012 |DCP| Farbe| 80 Min.
Der Filmemacher besucht seine Heimatgemeinde am Rande des zweisprachigen Gebiets in Unterkärnten, um über die Menschen und ihr Verhältnis zu dem „großen Sohn“ Peter Handke zu erzählen. Die Spurensuche führt zu den ungelösten Widersprüchen und Ambivalenzen des Ortes, die mit der Verdrängung der slowenischen Kultur und einer allmählich untergehenden ländlichen Lebensform zu tun haben. Der Film über die Herkunftsgegend des Schriftstellers wird so zu einem Film über Literatur, Politik und das Leben in der Provinz.