PLAYLAND USA
Regie: Benjamin Schindler
Deutschland 2019 | 88 Min. | Engl. mit dt. UT | Uraufführung
Nicht Washington ist die Hauptstadt der USA, sondern Hollywood. Oder: Das postfaktische Zeitalter begann 1492. Eine Zeitreisefantasie durch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten – und der unbegrenzten Identitätsbildungen zwischen Popkultur und christlichem Glauben. Der Bogen der Begegnungen und Beobachtungen reicht von der Arche Noah bis zur Besiedlung des Mars, dazwischen Dinosaurier, Indianer, Thomas-Jefferson-Doubles und Superhelden. Was echt ist und was Fiktion, scheint die Protagonist·innen kaum zu interessieren. Sie blicken nicht durch wissenschaftliche Bücher oder Museen auf Geschichte, sondern durch von Massen nachgespielte „historische“ Schlachten. Realität und Inszenierung, Traum und Wahnsinn, Sakrales und Banalitäten geraten in einen Strudel und sind nicht mehr voneinander zu unterscheiden. Die Welt ist aus dem „American Dream“ aufgewacht, spätestens nachdem die Wirklichkeit von der inszenierten Fiktion übertrumpft wurde. Wenn aber nach dem Traum die Fiktion kommt, wo war und ist dann eigentlich die „Realität“?
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Regiekommentar
Ich bin 1982 in Dresden geboren. Nach der friedlichen Revolution 1989 überschwemmten amerikanische Produkte und Unterhaltungsangebote den Osten Deutschlands. Ich verschlang amerikanische Comics und Filme und fand auch durch diese Beschäftigung zu meinem Berufswunsch Filmemacher. Spätestens nach 9/11 und dem darauffolgenden Krieg im Irak bröckelte mein Bild von Amerika, und ich begann die Machart und die unterschwelligen Botschaften der Filmekritischer zu betrachten. Während meines Studiums an der Kunsthochschule für Medien Köln setzte ich mich ausgiebig mit den Wirkungsstrategien amerikanischer Populärkultur und filmischer Wirkungsweisen auseinander. Mich interessiert, inwieweit amerikanische Mythen der Popkultur und des Kinos Eingang in die Politik und somit in unsere Realität finden und wie Erzählweisen genutzt werden, um beispielsweise die Notwendigkeit von Kriegseinsätzen vor der Bevölkerung zu rechtfertigen oder schlicht Konsumgüter besser zu verkaufen. Um dies zu verstehen, müssen die USA gemeinsam mit ihren filmischen Bildern betrachtet werden. (Benjamin Schindler)
Regie-Biographie
Benjamin Schindler
Biografie
Er ist Absolvent der Kunsthochschule für Medien Köln und lief mit seinem mittellangen Diplomfilm PLAYHOUSE OF A. u.a. bei den Kurzfilmtagen in Oberhausen. Dieser Film diente als Vorstudie für PLAYLAND USA. Neben seiner Arbeit als Regisseur ist er noch als Kameramann tätig und realisiert Videoinstallationen und Bühnenprojektionen für Tanz- und Theaterprojekte.
Filmografie (Auswahl)
2010 COSTA DEL SOL (KF)
2011 CHELLAPONNU (Co-Regie mit Silke Abendschein, Dok.)
2013 PLAYHOUSE OF A. (MF, Dok.)
2019 PLAYLAND USA (Dok.)