Waren einmal Revoluzzer
Regie: Johanna Moder Österreich 2019 | 104 Min. | Dt., Russ., Engl. mit dt. UT
Die Paare Helene (Julia Jentsch) und Jakob (Manuel Rubey), Tina (Aenne Schwarz) und Volker (Marcel Mohab) sind moderne, urbane Enddreißiger und genießen ihr geregeltes und privilegiertes Leben in Wien. Als sie der Hilferuf eines russischen Freundes aus Studienzeiten erreicht, ergreifen sie kurzentschlossen die Chance zu helfen: Endlich einmal nicht nur reden, sondern wirklich etwas tun. Doch was die Vier als Abenteuer begreifen, bedroht rasch das Gefüge der alten Freundschaft und der Beziehungen zueinander. Denn: Hilfe kann sehr unterschiedlich definiert werden – und die Hilfsbedürftigen verhalten sich anders, als die Helfenden das gerne hätten. Und so führt die Ankunft von Pavel (Tambet Tuisk) und seiner Familie den Österreicher·innen ihre eigenen, nicht gelebten Ideale vor Augen.
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Regiekommentar
Helene, Jakob, Tina und Volker sind Teil einer intellektuellen Mittelschicht und leben in dem Glauben, für ihre Ideale einzustehen. Als es aber dann tatsächlich darauf ankommt, etwas zu tun, das ihre komfortable Lebenssituation gefährden und damit ihren Wohlstand oder ihre Sicherheit bedrohen könnte, zeigt sich, ob ihre Ideale diesem Druck auch standhalten.
Die Idee zum Drehbuch entstand vor einigen Jahren, als sich in meinem Bekanntenkreis ein ähnlicher Fall ereignete. Ich habe gelernt, dass oftmals in Österreich und in Europa Helfende eine paternalistische Position gegenüber den Menschen, die sich auf Flucht befinden, einnehmen. Im Film stehen Pavel und Eugenia letztlich nicht für Flüchtende, sondern verkörpern eine Haltung. Entscheidend ist, dass sie gegen Autoritäten auftreten, sich nicht unterwerfen, sondern Stellung beziehen und diese verteidigen wollen, selbst wenn sie dafür ihr Leben gefährden. Darin unterscheiden sie sich von den Österreichern und führen diesen ihr nicht gelebtes Selbst vor Augen. (Johanna Moder)
Regie-Biographie
Johanna Moder
Sie studierte Regie an der Filmakademie Wien. Während des Studiums war sie als Regieassistentin und Script bei diversen Spiel- und Dokumentarfilmen tätig. Ihr Abschlussfilm HIGH PERFORMANCE erlebte beim Filmfestival Max Ophüls Preis 2014 seine Uraufführung und erhielt den Publikumspreis. Von 2016 bis 2018 war sie Vorstandsmitglied im Verband Filmregie Österreich.