ZU WEIT WEG
Regie: Sarah Winkenstette Deutschland 2019 | 88 Min.
Da sein Heimatdorf einem Braunkohletagebau weichen soll, müssen Ben (Yoran Leicher) und seine Familie in die nächstgrößere Stadt umziehen. In der neuen Schule ist er erst mal der Außenseiter. Und auch im neuen Sportverein laufen die Dinge für den talentierten Stürmer nicht wie erhofft. Zu allem Überfluss gibt es noch einen weiteren Neuankömmling an der Schule: Tariq (Sobhi Awad), Flüchtling aus Syrien, der ihm nicht nur in der Klasse die Show stiehlt, sondern auch noch auf dem Fußballplatz punktet.
Auch wenn die beiden es selbst nicht sehen wollen: Sie haben mehr gemeinsam, als ihnen lieb ist. Beide sind neu in der Schule und im Fußballverein. Und beide haben ihre Heimat verloren. Nach und nach werden aus Konkurrenten Freunde.
-
Regiekommentar
Ich war 16, als mein damaliges Elternhaus abgerissen wurde. Es wurde zwar an der gleichen Stelle wieder neu aufgebaut, aber es war nicht mehr unser altes Haus, nicht mehr mein Zimmer, der Zufluchtsort meiner Kindheit. Auch wenn mein kleiner Heimatverlust damals nicht vergleichbar ist mit dem eines Braunkohlevertriebenen oder gar eines Kriegsflüchtlings, so haben sich die Bilder von den Trümmern unseres Hauses tief in mir eingebrannt. Etwas Altes geht, etwas Neues kommt – traurig und dabei zugleich aufregend. Ein universelles Gefühl, mit dem man im Leben immer wieder in verschiedenen Situationen konfrontiert sein wird.
Ben und Tariq, den beiden Jungs in unserem Film, begegnen diese Gefühle in diesem Umfang zum ersten Mal. Ihre Gefühle und ihre Nöte und ihre Auseinandersetzungen damit – das finde ich an diesem Stoff so spannend. Eine Freundschaft, die in Zeiten eines massiven Umbruchs entsteht, die beiden Halt gibt und sie in der neuen Heimat ankommen lässt. Das möchte ich zeigen – gerade jetzt, gerade in Europa! (Sarah Winkenstette)
Regie-Biographie
Sarah Winkenstette
Geboren 1980 in Rheda-Wiedenbrück. Nach ihrer Ausbildung an der RTL-Journalistenschule in Köln realisierte sie seit 2005 verschiedene Kinder-Fernsehformate. Von 2007 bis 2011 studierte sie an der Kunsthochschule für Medien in Köln im Fachbereich Film und ist seitdem als freie Regisseurin tätig.