MEIN VIETNAM
Regie: Thi Hien Mai, Tim Ellrich Deutschland 2020 | 70 Min. | Vietnam. mit dt. UT
Das vietnamesische Ehepaar Bay und Tam lebt seit 30 Jahren in Deutschland. Abseits der deutschen Gesellschaft arbeiten die beiden in leeren Büroräumen als Putzkräfte. Durch Skype und Online-Chatrooms haben sie ihre eigene virtuelle Version von Vietnam in ihrer Münchner Wohnung erschaffen. Doch die Begrenzungen dieser Blase zeigen, sich als Bays und Tams Haus in Vietnam durch einen Sturm zerstört wird und ein Familienmitglied in der ehemaligen Heimat auf dem Sterbebett liegt. Mehr und mehr müssen sich die beiden mit der Frage konfrontieren, ob sie in Deutschland jemals wirklich angekommen sind. Während Bays Zukunft klar in Deutschland liegt, wird es für Tam immer wichtiger, nach Vietnam zurückzukehren. Ist Heimat ein Ort oder vielmehr ein Gemütszustand?
Ein Film über die Schwierigkeit, an zwei Orten gleichzeitig zu leben, und die Frage, welche Auswirkungen diese Dualität auf eine Ehe, Familie und das Gefühl von Zugehörigkeit hat.
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Regiekommentar
Es gibt Menschen auf dieser Welt, die existieren, ohne von der Gesellschaft wirklich wahrgenommen zu werden. Unsere Protagonist·innen leben in einer solchen Realität. Sie kamen nach Deutschland auf der Suche nach einem besseren Leben und haben dafür alles zurückgelassen. Aber wie sieht das Leben 30 Jahre später aus? Haben sie in Deutschland wirklich eine neue Heimat gefunden? Kann man die Verbindung zu der weit entfernten Familie über das Internet aufrechterhalten oder führt es nicht vielmehr zu Entfremdung?
Wir wollen den Zuschauer·innen ein Gefühl von diesem Leben vermitteln. Ein Leben zwischen zwei Ländern, zwischen zwei Heimaten. Der Film greift viele politische Themen auf, legt seinen Fokus jedoch auf die emotionale Auswirkung dieser Themen auf Bays und Tams Leben – und will zwei wunderbare Menschen wieder sichtbar machen.
Regie-Biographie
Thi Hien Mai
Geboren 1989 in München. Sie arbeitet interdisziplinär in den Bereichen Film und Kunst. Nach dem Studium der Kunstgeschichte und der Kunstpädagogik in Frankfurt am Main und Madrid war sie als Künstlerbetreuerin für den chinesischen Künstler Ai Weiwei tätig. Darüber hinaus beteiligte sie sich als Volontärin und künstlerische Projektmitarbeiterin an diversen interkulturellen Formaten in Berlin, München und Stuttgart.
Filmografie
Tim Ellrich
Geboren 1989 in Osnabrück. Er studiert Regie Szenischer Film an der Filmakademie Baden-Württemberg. Seine Filme liefen auf über 400 internationalen Festivals und gewannen zahlreiche Preise, darunter den Preis der Jury beim Internationalen Kurzfilmfestival Clermont-Ferrand 2016. Das Filmfestival Max Ophüls Preis zeigte von ihm 2016 im Wettbewerb Kurzfilm AM FENSTER und 2018 in der MOP-Shortlist SARA THE DANCER.