STOLLEN

© Janine Pätzold

STOLLEN

STOLLEN - © Janine Pätzold

STOLLEN

Regie: Laura Reichwald Deutschland 2020 | 85 Min. | Dt. mit dt. UT

Ist Tradition die höchste Ehre oder das größte Unglück? Darüber streitet man im Dorf Pöhla. Ungeachtet der verheerenden gesundheitlichen Folgen hält man auch 30 Jahre nach der Wende die Bergbaubräuche im Erzgebirge lebendig. Mit der Schließung der letzten (Uran-)Bergwerke 1992, welche Land und Leute 800 Jahre irreversibel geprägt haben, war man gezwungen, sich eine neue touristische Identität aufzubauen. Besonders im Advent vereint sich im „Weihnachtsland“ alte Tradition und wirtschaftliches Interesse – ob beim Stollenbacken, beim gemeinsamen Singen zur Mettenschicht im Bergwerk oder der Aufführung der Christmette.
Im Spannungsfeld zwischen Ernennung zum Weltkulturerbe und Inbetriebnahme einer Pilotanlage zum Abbau von Zinn und Wolfram erzählt der Film von dieser besonderen Zeit des Jahres ober und unter Tage – und zeichnet so das Psychogramm einer Region, die 2019 um ihre Identität ringt.

  • Regiekommentar

    Seit Jahren beschäftigt mich die Frage, wie es um meine Heimat im Osten Deutschlands heute steht – und damit verbunden der Wunsch, filmisch Geschichten nachzufühlen, die sich vor der „eigenen Haustür“ abspielen.
    Besonders interessiert mich dabei der dörfliche Mikrokosmos, in welchem konzentriert sichtbar wird, welche (universellen) Themen beschäftigen und wie sie verhandelt werden. STOLLEN ist in dem Sinne eine filmische Spurensuche und Bestandsaufnahme der erzgebirgischen Lebenswirklichkeit im Jahr 2019 – in der beispielsweise (globale) Rohstoffpolitik, der Umgang mit (problematischer) Geschichte und die Bedeutung von Heimat ausgefochten wird.
    Es war mir wichtig, der Region ein aktuelles filmisches Gesicht zu geben und dem Bild des dreckigen, verseuchten und rechtsextremen Erzgebirges differenziert und liebevoll etwas hinzuzufügen. Denn trotz Stilllegung der (Uran-)Stollen kurz nach der Wende arbeitet man über Tage weiterhin hart. Die Erzgebirgler·innen haben sich entschieden, zu bleiben und ihre Heimat neu zu gestalten. Dabei ist ihre Definition von dem, was Heimat ist, vielfältig und umkämpft. Diesen Willen bewundere ich.

Regie-Biographie

Laura Reichwald

Laura Reichwald - © ffmop

Laura Reichwald

Geboren 1988 in Halle/Saale. Nach dem Abitur studierte sie Medientechnik an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg. Anschließend nahm sie ein Zweitstudium in Bildender Kunst mit der Spezialisierung Film und digitales Kino an der Hochschule für bildende Künste Hamburg bei Wim Wenders und Pepe Danquart auf, das sie 2017 beendete. Im gleichen Jahr begann sie ein Regiestudium mit Schwerpunkt Dokumentarfilm an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf.

Filmografie

2017
SHOOTING STARS
2019
WO RUHIG SICH UND WILDER
2020
STOLLEN
Regie
Laura Reichwald
Buch
Laura Reichwald, Stephan Bernardes, Georg Kußmann
Kamera
Janine Pätzold
Montage
Gal Yaron Mayersohn
Ton
Elisabeth Sommer
Produzenten
Jürgen Kleinig, Producer: Stephan Bernardes
Produktion
Neue Celluloid Fabrik
Koproduktion
Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, MDR
Redaktion
Thomas Beyer
Förderung
Mitteldeutsche Medienförderung (MDM)
Verleih
Neue Celluloid Fabrik (Weltvertrieb)