STILLE POST
Regie: Florian Hoffmann | Deutschland 2021 | 94 Min. | Dt., Kurd., Türk. mit dt. UT
Khalil (Hadi Khanjanpour) ist Grundschullehrer und lebt mit seiner Freundin, der Journalistin Leyla (Kristin Suckow), in Berlin. Als sie ihm Kriegsvideos aus seiner kurdischen Heimatstadt in der Türkei zeigt, gerät Khalils geordnetes Leben aus den Fugen: er meint, in den Videos seine totgeglaubte Schwester Senem (Zübeyde Bulut) zu erkennen.
Über die kurdische Gemeinde versucht Khalil mit Senem in Kontakt zu kommen. Im Gegenzug wird von ihm verlangt, die Kriegsvideos in die deutschen Nachrichten zu bringen, um die Öffentlichkeit zu informieren. Doch er merkt schnell: für die Medien hat die Geheimoperation des türkischen Militärs keinen News-Wert. Erst als Khalil die Videos manipuliert, bekommen sie mediale Aufmerksamkeit, der Krieg kommt in die Schlagzeilen, und eine hitzige Debatte entflammt. Doch der Konflikt bleibt nicht auf den Bildschirmen, sondern erreicht auch seine Schulklasse, und Khalil realisiert: Es geht nicht nur darum, im Wettbewerb der Nachrichtenbilder zu bestehen, sondern auch, sein eigenes Leben in Berlin zu beschützen.
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Regiekommentar
Meine Reise mit diesem Film begann 2015, als ich mitbekam, wie ein Vorfall in der Türkei meine kurdischen und türkischen Freund:innen in Berlin über Nacht entzweite. Das türkische Militär hatte die kurdische Stadt Cizre umzingelt, eine Ausgangssperre über sie verhängt und begann, sie zu bombardieren. Die Militäroperation ging mit einer Medienstrategie einher: Jegliche Verbindung nach außen wurde gekappt. In der Berliner Diaspora kursierten allerlei Gerüchte. Um mehr zu erfahren, musste ich selbst hinfahren. Ich fand eine zerstörte Stadt vor. Zugleich sicherte ich Videos, die die Bewohner:innen von Cizre heimlich mit ihren Handys gedreht hatten.
In unseren Medien wurde es derweil mit keiner Zeile erwähnt. Warum wird über manche Kriege berichtet und andere einfach übergangen? Was brauchen Kriegsbilder, um im Wettbewerb um Medienaufmerksamkeit konkurrieren zu können? Das Herzstück von STILLE POST sind die authentischen Handyvideos. Den mutigen Aktivist:innen ist dieser Film gewidmet.
Regie-Biographie
Florian Hoffmann
Geboren 1987 in Berlin. Nach dem Abitur war er in der Entwicklungszusammenarbeit in West-Afrika tätig und absolvierte ein Bachelor-Studium der Ethnologie, Soziologie und Politikwissenschaften an der Universität Basel. 2011 begann er sein Regiestudium an der DFFB. STILLE POST ist sein erster Spielfilm.