Stilistisch auffällig am vorliegenden Jahrgang des deutschsprachigen Nachwuchsfilms ist das Erzählen unter Verwendung filmsprachlicher Mittel aus dem Gestaltungskanon des Genrefilms. In zahlreichen Filmen finden sich mal mehr, mal weniger deutliche Referenzen an Westernfilm, Horror, Mystery und Polizeithriller. Mögen die Filme seitens Dramaturgie und Sujet auch dem Drama, der Komödie oder dem Coming-of-Age entsprechen, so werden sie zunehmend mit Mitteln des Genres erzählt.
Das klare und stereotype Schwarzweiß des Westernfilms, das Explizite des Horrorfilms – in Gestalt mal exploitativer, mal dramaturgisch legitimierter Gewaltdarstellungen – oder die Kultur der Angstpflege des Thrillers eignen sich hervorragend, um gesellschaftspolitische Aspekte unserer Zeit zu thematisieren, ohne sie direkt zu erzählen. Die Mittel des lange als oberflächlich und populär verschrienen Genrefilms sind nach der Pflege durch Regisseure wie Dominik Graf, Christoph Hochhäusler und Christian Petzold endlich fest im Werkzeugkoffer der neuen Regiegeneration installiert. Aber inwiefern spiegeln sie auch den Puls der Zeit?
Unterstützt von BUNDESZENTRALE FÜR POLITISCHE BILDUNG und MINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT, ARBEIT, ENERGIE UND VERKEHR SAARLAND