DIE PREISTRÄGER 2014

Alle Preise und Auszeichnungen 2014 auf einen Blick.

MAX OPHÜLS PREIS: BESTER SPIELFILM

LOVE STEAKS

Regie: Jakob Lass
(Deutschland 2013)

Begründung der Jury:
LOVE STEAKS ist nicht nur ein Film, sondern vielmehr ein Geschenk an die Zuschauer, das nur so strotzt vor Kraft, Spielfreude, Farben und Liebe und einmal mehr zeigt, wozu Kino in der Lage ist.

Die Jury-Mitglieder sind: Corinna Glaus, Maria Köpf, Rainer Frimmel, Götz Otto und Ronald Zehrfeld


 

MAX OPHÜLS PREIS: BESTE REGIE (FILMPREIS DER SAARLÄNDISCHEN MINISTERPRÄSIDENTIN)

FAMILIENFIEBER

Regie: Nico Sommer
(Deutschland 2014)

Begründung der Jury:
Wie vereinbar ist das Ideal der Familie mit den Schwächen und Bedürfnissen des Individuums? Diese Frage wird in diesem Film von wunderbaren Schauspielern und einer sehr einfühlsamen Regie sinnlich und humorvoll erlebbar gemacht. 

Die Jury-Mitglieder sind: Corinna Glaus, Maria Köpf, Rainer Frimmel, Götz Otto und Ronald Zehrfeld 


 

MAX OPHÜLS PREIS FÜR DEN GESELLSCHAFTLICH RELEVANTEN FILM

MÄNNER ZEIGEN FILME & FRAUEN IHRE BRÜSTE

Regie: Isabell Šuba
(Deutschland, Frankreich 2013)

Begründung der Jury:
Frauen in Führungspositionen sind eine ebenso rare Gattung wie weibliche Regisseurinnen im Wettbewerb des Filmfests Cannes oder männliche Synchronschwimmer. Der Film von Isabell Šuba und ihren hervorragenden Darstellern und Darstellerinnen fragt auf unkonventionelle, spielerische Art und Weise nach neuen – weiblichen – Vorbildern. 

Die Jury-Mitglieder sind: Corinna Glaus, Maria Köpf, Rainer Frimmel, Götz Otto und Ronald Zehrfeld 


 

MAX OPHÜLS PREIS: BESTES DREHBUCH (FRITZ-RAFF-DREHBUCHPREIS)

SITTING NEXT TO ZOE

Buch: Stefanie Veith, Ivana Lalovic
Regie: Ivana Lalovic

(Schweiz 2013)

Begründung der Jury:
Zwei Freundinnen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: die eine schön, schüchtern und gut in der Schule; die andere dick, frech und mit großer Gier aufs Leben. Die türkischstämmige Asal wird nach den Sommerferien aufs Gymnasium wechseln, während Zoe von einer Karriere in Paris als Make-Up-Artistin träumt, aber von der Mutter an die Kasse des örtlichen Supermarkts gezwungen wird. Als ein junger Schwede in das Leben der beiden unzertrennlichen Freundinnen tritt, gerät ihre Freundschaft aus den Fugen, denn Asal verliebt sich unglücklich und wird endlich entjungfert – und auch Zoe kann dem Charme des Schweden nicht ganz widerstehen...

Humorvoll, authentisch und emotional erzählen die Autorinnen Stefanie Veith und Ivana Lalovic von Mädchen-Freundschaft, erster Liebe und Erwachsenwerden. Die klassische Coming-of-age-Geschichte schildert diesen Sommer in der Schweizer Provinz mit dramaturgisch überraschenden Wendungen, die das Genre neu und modern erfinden. Besonders beeindruckt hat uns die lebensnahe, wahrhaftige Entwicklung zweier glaubwürdiger, facettenreicher Charaktere, deren Gefühle uns nahe gehen und deren Schlagfertigkeit bezaubert. Zoes Traum von Paris mag utopisch sein, doch steckt hinter ihrem knalligen Make-Up die Kraft, den eigenen Träumen zu vertrauen.

Die Jury-Mitglieder sind: Nicole Kellerhals, Anette Kührmeyer und Daniel Blum 


 

PUBLIKUMSPREIS ABENDFÜLLENDER SPIELFILM

HIGH PERFORMANCE

Regie: Johanna Moder
(Österreich 2013)


 

MAX OPHÜLS PREIS: PREIS DER JUGENDJURY

MÄNNER ZEIGEN FILME & FRAUEN IHRE BRÜSTE

Regie: Isabell Šuba
(Deutschland, Frankreich 2013) 

Begündung der Jury:
Ein außergewöhnliches filmisches Experiment, ein Aufstand gegen die männliche Vorherrschaft im Film, eine Revolte gegen veraltete Rollenbilder, all das ist MÄNNER ZEIGEN FILME & FRAUEN IHRE BRÜSTE. Die im Film gezeigte Isabell Šuba ist anders als andere Frauencharaktere, die Frau "vom anderen Ufer", wie es ihr Produzent ausdrückt, ist laut, unangenehm und extrem anstrengend. Eine Frau, die mal nicht an einem Mann scheitert und nicht an einer Schwangerschaft, nein, einfach eine Frau, die – wie viele Männer auch – einfach nur an sich selbst scheitert. Ihr gegenüber gestellt ist ihr Produzent David, eine Kreuzung aus Möchtegern-Macho und Softie, der sich vor allem durch konsequente Unzuverlässigkeit auszeichnet und der von seiner Kollegin und ihrer oft unfreundlichen Gangart ziemlich schnell ziemlich genervt ist. Und um die beiden herum eine Welt voll Glamour und Oberflächlichkeiten. Diese Mischung unterhält den Zuschauer nicht nur exzellent, sie zeigt auch auf, dass Frauen kämpfen können für ihre Ideale, dass sie sich selbstbewusst behaupten können und ganz nebenbei der etablierten Männerwelt ganz schön einheizen. Gleichzeitig schafft es der Film den Körperkult und die Oberflächlichkeit im großen Filmbusiness schonungslos zu enttarnen und aufzuzeigen, in dem zum Beispiel mit genialen Einstellungen das "Sich-schön-machen" als martialische Schlacht gegen den eigenen Körper gezeigt wird.

Die zweite große Leistung des Films ist die Art und Weise seiner Entstehung. Nachdem der echten Isabell Šuba aufgefallen war, dass im Wettbewerb von Cannes nur Filme von Männern laufen, hat sie sich entschlossen ihre Identität an eine Schauspielerin abzugeben und ohne Drehbuch und oft genug mit einfachsten Mitteln bis hin zur Handykamera und natürlich ohne das Mitwissen der meisten anderen Festivalbesucher einen Film während des Festival zu drehen. Zum einen gelingt es dadurch die ganze Filmwelt zum Narren zu halten, es zeigt auch mit welchem Mut an diesem Film gearbeitet wurde. Denn wer den Film gesehen hat, kann bestätigen, dass jetzt wahrscheinlich ganz Cannes denkt, dass Isabell Šuba wenigstens ein Rad ab hat. Aber wir danken ihr und ihrem Team dafür, dass sie diesen Film genau so gemacht hat, denn dadurch ist ein authentischer und geradezu aufrührerischer Film entstanden, der ein unschlagbares Argument gegen jeden ist, der immer noch der Meinung ist Frauen könnten keine guten Filme machen. Dieser Film hat uns schlichtweg begeistert! Vielen Dank dafür!

Die Jury-Mitglieder sind: Maï Handal, Juliane Kühr, Samuel Schmelzer, Felix Strassner und Niklas Uhl


 

INTERFILM-PREIS

SEME ­– SCHLAGE NICHT UM ZU GEWINNEN. GEWINNE, DANN SCHLAGE

Regie: Il Kang
(Deutschland 2013)

Begründung der Jury:
Ein junger Deutsch-Koreaner übernimmt für sich und sein Leben Verantwortung. Erst als er lernt, Kendo neu zu verstehen, gelingt die Annäherung zwischen Vater und Sohn. Der Film zeigt einfühlsam, wie sich beide aufeinander zu bewegen und so zum gegenseitigen Respekt finden. Er überzeugt durch die sorgfältige Komposition der filmsprachlichen Mittel. Es ist eine Stärke des Films, dass er auf die Untertitellung der koreanisch gesprochenen Passagen verzichtet: Die Zuschauenden erfahren Fremdheit, die Verständigung nicht ausschließt.

Die Jury-Mitglieder sind: Irina Grassmann, Dr. Hermann Kocher, Wolf-Dieter Scheid


 

MAX OPHÜLS PREIS: BESTE NACHWUCHSDARSTELLERIN

LIV LISA FRIES

Für den Film
UND MORGEN MITTAG BIN ICH TOT
Regie: Frederik Steiner
(Deutschland, Schweiz 2013)

Begründung:
Sie ist totkrank und will ihrem Leben selbstbestimmt ein Ende setzen. Seit ihrer Kindheit leidet sie an Mukoviszidose. Ohne Atemgerät kann sie sich nicht bewegen und jede Anstrengung schneidet ihr die Luft ab. Sie reist in die Schweiz, ohne Wissen der Familie. An ihrem Geburtstag soll es passieren.

Als Lea in Frederik Steiners UND MORGEN MITTAG BIN ICH TOT nimmt Liv Lisa Fries durch ihr intensives Spiel den Zuschauer mit auf eine emotionale Reise, auf der sie und er ein Wechselbad der Gefühle erleben. Momente der Stärke und der Verzweiflung spiegeln sich im Gesicht der jungen Schauspielerin wieder, die über ein großes Repertoire an Gesten und Mimik verfügt, was sie wohl temperiert und dosiert einsetzt. Und wenn sie die Symptome ihrer Krankheit spielt, dann leidet der Zuschauer körperlich mit. Das ist glaubwürdig und anrührend, und die Geschichte ihrer Figur bleibt deshalb auch lange im Kopf. 


 

MAX OPHÜLS PREIS: BESTER NACHWUCHSDARSTELLER

VINCENT KRÜGER

Für den Film
SUNNY
Regie: Barbara Ott
(Deutschland 2013)

Begründung:
Er schlägt zu, ohne über mögliche Konsequenzen nachzudenken. Er ist jung, aggresiv und für ihn gilt das Recht des Stärkeren. Und er ist vor einem halben Jahr Vater geworden. Das hat sein Leben verändert. Denn er muss sich um das Kind kümmern, während die Mutter arbeitet. Und dabei hat er doch ganz andere Pläne.

Als Hajo in Barbara Otts SUNNY gibt Vincent Krüger seiner Figur eine glaubwürdige Tiefe. Der junge Mann macht uns gleichzeitig Angst und berührt uns doch, weil er die Unsicherheit der Postpubertät facettenreich spielt. Seine Überforderung, seine Agressivität und seine Träume vom Leben werden so für den Zuschauer lebendig. Und da die Kamera stets nah an der Figur bleibt, erleben wir jede Nuance und Regung, jeden Zweifel, aber auch die Zärtlichkeit, zu der Hajo fähig ist, hautnah mit. Die Figur vollführt einen ständigen Balanceakt, der Dank eines differenziert arbeitenden Schauspielers souverän gelingt. 


 

MAX OPHÜLS PREIS: BESTER KURZFILM

WO WIR SIND

Regie: Ilker Çatak 
(Deutschland 2013)

Begründung der Jury:
Gehört ein Kind zu seiner Mutter? - und gehört die Mutter zu ihrem Kind?
Dieser Film handelt von der Liebe der Mutter zu ihrer Tochter, und von der Liebe der Tochter zu ihrer Mutter. Gleichermaßen berührend wie zerstörerisch gestaltet sich in diesem Fall das Mutter-Tochter-Verhältnis, weil Paula bei Pflegeeltern untergebracht ist und ihre Mutter auf Entzug. "Wo wir sind" versteht es, eine starke Grundsituation gekonnt zu nutzen, um mit zwei beeindruckenden Schauspielerinnen ein feinsinniges Drama intelligent und äußerst nah an den Figuren zu erzählen.

Ohne viele Worte sind im Erleben der Protagonistinnen Vergangenheit und Zukunft der Charaktere in jedem Augenblick spürbar. Die Mutter entführt ihr Kind. Das ist nachfühlbar und verständlich. Aber es ist nicht richtig. So wird die Mutter für ihre Tochter zur Gefahr und provoziert einen Abschied, den keiner will. Der Film überzeugt in seiner Dichte, seiner präzisen psychologischen Beobachtung wie seiner realistischen Unmittelbarkeit. Regie, Kamera, Drehbuch und Schauspieler schaffen es in wenigen Minuten eine große emotionale Reise genauso fesselnd, wie berührend zu erzählen.
Ein Film wie ein Trip. Große Klasse. 

Lobende Erwähnung der Jury an:

ROTE FLECKEN
Regie und Produktion: Magdalena Lauritsch
(Österreich 2013) 

Begründung der Jury:
ROTE FLECKEN lassen sich nicht verstecken. Die kurze Form dieses Films hat uns in seiner Spontanität und Konsequenz absolut überzeugt. Es wird eine Situation in Lebensgröße erzählt. Charmant, stringent und auf den Punkt. Diese Arbeit möchten wir lobend erwähnen.

Die Jury-Mitglieder sind: Franziska Weisz, Martin Heisler und Stefan Kornatz 


 

MAX OPHÜLS PREIS: PUBLIKUMSPREIS MITTELLANGER FILM

BESUCH IM WALD

Regie: David & Elena Gruschka
(Deutschland 2013)


 

MAX OPHÜLS PREIS: PUBLIKUMSPREIS KURZFILM

ALTER EGON

Regie: Levin Hübner
(Deutschland 2014) 


 

MAX OPHÜLS PREIS: BESTER DOKUMENTARFILM

EARTH´s GOLDEN PLAYGROUND

Regie: Andreas Horvath
(Österreich, Kanada 2013) 

Begründung der Jury:
Der Film erzählt eine Geschichte aus einem legendären Territorium der Welt.
Eine Abenteuergeschichte – die längst erzählt schien. In einer starken filmischen Handschrift macht er die Dimensionen der Natur – der Zeit – und der menschlichen Arbeit erfahrbar.
Er schenkt dem Zuschauer ein Kinoerlebnis, wie man es sich für den Dokumentarfilm kaum besser wünschen kann. Und – er lässt uns nachdenken über die Art und Weise, wie wir Menschen mit unserer Erde umgehen. 

Lobende Erwähnung der Jury an:

NEULAND
Regie: Anna Thommen
(Schweiz 2013)

Begründung der Jury:
Wir möchten einem der dreizehn Filme, die wir gesehen haben, eine lobende Erwähnung aussprechen. Es ist ein Film, der durch große gestalterische Sicherheit besticht.
Er beschränkt sich in präziser Weise auf den kleinen Kosmos einer Basler Integrations-Schulklasse – und umarmt dabei die ganze Welt.

Die Jury-Mitglieder sind: Emily Artmann, Bernd-Günther Nahm und Martin Witz 


 

DER FÖRDERPREIS DER DEFA-STIFTUNG

JOURNEY TO JAH

Regie: Noël Dernesch, Moritz Springer
(Deutschland, Schweiz 2013) 

Begründung der Jury:
Den Förderpreis der DEFA-Stiftung verleihen wir einem Film, der als sehr elegante Komposition beginnt – und dies in einem wunderbaren filmischen Bogen bis zum Ende auch bleibt. Musikalisch, unterhaltsam – und eigenwillig.
Je länger der Film dauert, desto tiefer und umfassender erschließt er dem Zuschauer den Blick auf sein eigentliches Thema – der Frage nach Werten und Identität in einer Gesellschaft, die unter politischer Gewalt, Armut und Verbrechen leidet. Fragen, die der Film schließlich auf seine eigene, aber doch universelle Weise auch beantwortet. 

Die Jury-Mitglieder sind: Emily Artmann, Bernd-Günther Nahm und Martin Witz