Die Preisträger 2015

DRIFTEN

Alle diesjährigen Preisträger in der Übersicht.

Max Ophüls Preis: Bester Spielfilm

CHRIEG

Regie: Simon Jaquemet
(Schweiz 2014)

Begründung:
Die Jury hat sich einstimmig für CHRIEG entschieden. Ein kraftvolles Erstlingswerk, das uns mit seiner Wucht, Klarheit und Authentizität auf Anhieb gepackt hat. Die Hauptfigur Matteo findet Identität und Geborgenheit, wo der Zuschauer sie am wenigsten erwartet. Eine wütende Jugend, geprägt von hilflosen Eltern, erobert sich ihren Raum, in welchem sie nach eigenen Gesetzen ihren Sehnsüchten und Aggressionen freien Lauf lässt. Durch das kraftvolle Ineinandergreifen aller filmischen Mittel schaffen der Regisseur und sein Team großes Kino!
 
Die Jury: Hannelore Hoger, Anja Dihrberg, Anatol Nitschke, Devid Striesow und Jakob Lass


 

Max Ophüls Preis: Beste Regie (Filmpreis der Saarländischen Ministerpräsidentin)

DRIFTEN

Regie: Karim Patwa
(Schweiz 2014) 

Begründung:  
DRIFTEN ist ein fesselnder Film getragen durch das intensive Spiel der beiden Hauptdarsteller Sabine Timoteo und Max Hubacher.  Ohne zu verurteilen zeigt der Regisseur uns die innere Zerrissenheit seiner Figuren und lässt uns teilhaben an Schuld und Schmerz. Eine  Geschichte über jugendlichen Geschwindigkeitsrausch und dessen Folgen. Dem Regisseur gelingt eine Mixtur aus psychologischem Drama und Stilmitteln des amerikanischen Independentkinos.
 
Die Jury: Hannelore Hoger, Anja Dihrberg, Anatol Nitschke, Devid Striesow und Jakob Lass


 

Max Ophüls Preis für den gesellschaftlich relevanten Film

CURE – DAS LEBEN EINER ANDEREN

Regie: Andrea Štaka
(Schweiz, Kroatien, Bosnien 2014) 

Begründung:  
CURE – DAS LEBEN EINER ANDEREN erzählt mit sanfter Poesie die Geschichte eines pubertierenden Mädchens in Mitten eines für sie fremden, vom Krieg traumatisierten Landes. Über das faszinierende Spiel um Realität und Teenagerobsession schafft es der Film uns hineinzuziehen in eine uns zwar geografisch nahe, aber doch kaum fassbare Welt der überlebenden Frauen, der abwesenden Männer und der latenten Ängste und Schuldgefühle. Dieser sinnliche Film voller Rätsel und dunkler Andeutungen lässt uns alle berührt im Kinosaal zurück.

Die Jury: Hannelore Hoger, Anja Dihrberg, Anatol Nitschke, Devid Striesow und Jakob Lass


 

Max Ophüls Preis: Bestes Drehbuch (Fritz-Raff-Drehbuchpreis)

DRIFTEN

Regie: Karim Patwa 
(Schweiz 2014)

Begründung:
Wenn man über einen guten Film spricht, erinnert man sich meist an das beeindruckende Spiel der Darsteller, an ungewöhnliche Kameraperspektiven oder aber an eine genial ausgedachte Szene. Auch in diesem Film über Schuld, Sühne und Vergebung bleibt eine meisterhaft geschriebene Szene besonders im Gedächtnis haften, in der bei einem Rollenspiel Täter und Opfer die Perspektiven tauschen und dem Zuschauer ihre große Not nahe bringen. Es sind der junge Raser Robert, der ein Kind überfahren hat und nach der Verbüßung seiner Haftstrafe den Kontakt zu Alice, der Mutter des getöteten Mädchens, sucht. Erst nach und nach entdeckt diese seine wahre Identität.

Eine herausragende Qualität des Drehbuchs ist zudem der bisweilen spielerische Umgang mit diesem ernsten Thema, der in einer surrealen Bar-Szene gipfelt, in der Robert und Alice davon träumen, noch mal einmal neu über ihren Lebensweg entscheiden zu können.

Die Jury: Dr. Simone Höller, Anette Kührmeyer und Rolf-Rüdiger Hamacher


 

Max Ophüls Preis: Publikumspreis Spielfilm

FREISTATT

Regie: Marc Brummund
(Deutschland 2014)
 


 

Max Ophüls Preis: Preis der Jugendjury

FREISTATT

Regie: Marc Brummund
(Deutschland 2014)

Begründung:  
Dies ist ein Film, der uns von Anfang an in Bann gezogen hat und auch nach dem Ende nicht mehr losließ. Dass er auf wahren Begebenheiten beruht, ist schockierend und empörend zugleich und regt zum Nachdenken an. Hinter dem beschönigenden Ausdruck „Fürsorgeheim“ verbergen sich  Gewalt, Ausbeutung, Missbrauch, Gefangenschaft und Tod. 60er Jahre Look in Farben, Bildern, Szenerie und Musik verbinden sich mit bekannten Genreelementen und brillanten Schauwerten zu einem intensiven Filmerlebnis. Die von seiner Familie abgeschobene und im Stich gelassene Hauptfigur Wolfgang geht willensstark und mutig durch diese Hölle, um dieses Privileg nochmals zu erlangen: Freiheit! Frei sein wie ein Vogel!  

Die Jury: Sebastian Dörr, Mattea Klostermann, Lorenz Röttig, Emma Völker und Maximilian Weiand


 

Max Ophüls Preis: Beste Nachwuchsdarstellerin

Lore Richter für den Film IN UNS DAS UNIVERSUM

Regie: Lisa Krane 
(Deutschland 2014) 

Begründung: 
Zwei Herzen schlagen in Li Holländers Brust. Buchstäblich. Für die Ärzte ist es ein medizinisches Wunder – für Li jedoch gleicht es einer Katastrophe. Die zwei Herzen bedrohen ihre Ausbildung als Tänzerin, setzen ihre Beziehung aufs Spiel und erfordern eine folgenschwere Entscheidung: Soll sie einen medizinischen Eingriff zulassen, der ihr geliebtes Leben vielleicht vollkommen ändern wird?

In Lisa Kranes IN UNS DAS UNIVERSUM brilliert Lore Richter mit eindrucksvoller körperlicher Präsenz. Aggressiv und zupackend im Tänzerischen, sensibel und zweifelnd in der Mimik: Mit großer Intensität verleiht sie Lis Kampf um Selbstbestimmung Ausdruck und reißt uns dank ihrer Leidenschaft mit. Die Figur der Li: In einem gleicht sie Lore Richter selbst, denn Lore Richters großes Herz fürs Schauspielen reicht glatt für zwei. 


 

Max Ophüls Preis: Bester Nachwuchsdarsteller

Benjamin Lutzke für den Film CHRIEG

Regie: Simon Jaquemet
(Schweiz 2014)

Begründung:  
Kein Ziel, kein Interesse, keine Lust: Der junge Matteo ist vom Leben überfordert und äußert ein Verhalten, das wiederum seine Eltern überfordert. Und so schicken sie ihn in ein abgelegenes Erziehungs-Camp mitten in den Alpen. Doch wo man ihm bürgerliches Verhalten beibringen soll, herrscht schon längst eine Anarchie zügelloser Aggression. In Simon Jaquemets CHRIEG nimmt uns der Hauptdarsteller Benjamin Lutzke mit auf eine schockierende Reise Matteos hin zu einer extremen, als Freiheit empfundenen Abhängigkeit. Mit fast beängstigender Glaubwürdigkeit verkörpert Benjamin Lutzke Matteos Pendeln zwischen perspektivloser Verzweiflung, aufscheinender Todessehnsucht und nackter Gewalt.

Immer wieder schimmern vielschichtige Untiefen durch sein Spiel, die seiner Figur permanent Unerwartetes verleihen. Damit gelingt Benjamin Lutzke ein herausragendes Schauspielerdebüt, das niemand, der es gesehen hat, so schnell vergessen wird.


 

Max Ophüls Preis: Bester Kurzfilm

SADAKAT

Regie: Ilker Çatak
(Deutschland 2014) 

Begründung:
Eine Istanbuler Ärztin hilft einem jungen Demonstranten vor dem Zugriff der Polizei und bringt sich und ihre Familie damit ins Visier der staatlichen Organe. Ilker Catak und sein Autor Georg Lippert erschaffen in 25 Minuten ein atmosphärisch dichtes Drama, das uns von der ersten Minute an gefesselt hat. Mit feinen Zwischentönen und erzählerischer Raffinesse gewährt uns SADAKAT einen Einblick in das heutige Istanbul. Dabei erfahren wir den politischen Konflikt im Privaten. Handwerklich auf hohem Niveau, ein erstklassiges Ensemble und starke Bilder - dieser Film hat uns mitgenommen und begeistert.

Lobende Erwähnung:
Die lobende Erwähnung geht an Christophe M. Saber für den Film DISCIPLINE.

Begründung:
Ein kleiner Anlass endet in der totalen Eskalation. Virtuos erzählt Christophe M. Saber den Culture Clash in einem Schweizer Supermarkt.

Die Jury: Jonas Katzenstein, Ulrike Müller und Dominic Raacke


 

Max Ophüls Preis: Publikumspreis Kurzfilm

HERMAN THE GERMAN

Regie: Michael Binz
(Deutschland 2014)


 

Max Ophüls Preis: Bester Dokumentarfilm

BEYOND PUNISHMENT

Regie: Hubertus Siegert
(Deutschland 2014) 

Begründung: 
Können Täter und Opfer, bzw. die Hinterbliebenen der Opfer miteinander in einen Dialog treten? Macht es Sinn, dass der Vater einer ermordeten Tochter mit deren Mörder spricht? Der Film untersucht diese Frage, indem er drei Fälle einander gegenüber stellt. Über mehrere Jahre der Beobachtung weist der Regisseur nach, dass Versöhnung vielleicht nicht möglich ist, aber Bewältigung durch Auseinandersetzung schon. Dem Regisseur gelingt es mit Respekt und  Einfühlungsvermögen diesen Prozess auf beiden Seiten sichtbar zu machen. Ein zutiefst wahrhaftiger gradliniger Film.

Lobende Erwähnung 
Die lobende Erwähnung geht an Maurizius Staerkle Drux für den Film DIE BÖHMS – ARCHITEKTUR EINER FAMILIE
 
Begründung: 
Ein architektonisch perfekter Film, der die komplexen Familienverhältnisse der Böhms so behutsam wie genau erzählt. Das, was nicht explizit gesagt wird, wird mit filmischen Mitteln zum Ausdruck gebracht. Zum Beispiel durch die subtil sich durchziehende Farbe rot, die viel mehr ist, als ein architektonisches Gestaltungsmittel, nämlich auch Metapher für die Bedeutung DER wichtigsten Frau im Leben der vier Männer.

Die Jury: Hans W. Geißendörfer, Michèle Sauvain und Martina Zöllner.


 

Max Ophüls Preis: Bester Mittellanger Film

ALLES WIRD GUT

Regie: Patrick Vollrath
(Österreich 2015)

Begründung:
ALLES WIRD GUT fängt ganz harmlos an. Ein Wochenend-Vater holt seine kleine Tochter ab und es beginnt eine verhängnisvolle Reise, die unausweichlich auf eine Katastrophe zusteuert. So entsteht ein Sog, dem der Zuschauer sich nicht entziehen kann. Simon Schwarz als Vater und die achtjährige Julia Pointner brillieren mit ihrem atemberaubenden Spiel unter der meisterhaften Regie von Patrick Vollrath. Der Film tut weh, fasziniert und bleibt lange im Gedächtnis.

Lobende Erwähnung:
Die lobende Erwähnung geht an Christian Werner für den Film FREMDKÖRPER.

Begründung:
In seinem atmosphärisch dichten Film bringt uns Christian Werner das Schicksal zweier Menschen nahe und verhandelt gleichzeitig ein großes gesellschaftliches Thema.

Die Jury: Ulrike Müller, Jonas Katzenstein und Dominic Raacke


 

Max Ophüls Preis: Publikumspreis Mittellanger Film

FREMDKÖRPER

Regie: Christian Werner
(Deutschland 2015)


 

Der Förderpreis der DEFA-Stiftung

MÜLHEIM – TEXAS. HELGE SCHNEIDER HIER UND DORT

Regie:  Andrea Roggon
(Deutschland 2015)

Begründung:
Dieser Film ist ein gelungenes cineastisches Porträt, das uns beglückt durch seine Leichtigkeit, seine Situationskomik und manchmal seine Melancholie. Der Widerstand Helges, sich auf dieses Porträt einzulassen wird miterzählt. Ein Porträt, das sich selbst immer wieder in die Luft sprengt und genau dadurch seinem Protagonisten gerecht wird. Dieser Preis soll ermutigen, sich weiterhin auf Experimente einzulassen.


 

Preis der Ökumenischen Jury

DRIFTEN

Regie: Karim Patwa
(Schweiz 2014)

Begründung:
Ein Geschwindigkeitsrausch endet mit dem Tod eines Kindes. Mutter und Fahrer begegnen einander. Schuld und Sühne, Verlust und Liebe, Nähe und Distanz – das zeigt der Film DRIFTEN in einem subtilen Spiel, das den Zuschauer über Gefühle und Verstand erreicht und berührt.

Die Jury: Vesna Andonovic, Gerhard Alt, Dietmar Adler und Oliver Gross