Ehrengast Maria Schrader

Maria Schrader schenkte dem Film und dem Theater einige der bemerkenswertesten Frauenfiguren in den letzten drei Jahrzehnten. 1992 wurde sie beim Filmfestival Max Ophüls Preis für ihre Rolle in Dani Levys Tragikomödie I WAS ON MARS mit dem Preis als beste Nachwuchsdarstellerin ausgezeichnet – und kehrt nun 24 Jahre später nach Saarbrücken zurück.

„Ich bin sehr wählerisch“, sagte Maria Schrader einmal in einem Interview, „aber wenn ich mich für einen Film entschieden habe, dann mache ich ihn mit Haut und Haaren.“ Die 50-Jährige verkörpert ihre Charaktere mit vollem Einsatz und extremer Intensität und verzichtet dabei auf jegliche darstellerische Manierismen. Wenn es ein Charakteristikum der Schauspielerin Schrader gibt, das sich durch die vielen, auch sehr unterschiedlichen Figuren zieht, die sie gespielt hat, ist es vielleicht das: Natürlichkeit – im Verbund mit einer fast physisch greifbaren Sinnlichkeit.

Von Beginn an hat sich die Arbeit und das Talent von Maria Schrader nicht auf das Spielen allein beschränkt. Die 1965 in Hannover als Tochter eines Malers und einer Bildhauerin geborene Künstlerin wirkte bei ihrem Filmdebüt ROBBYKALLEPAUL (1988) am Drehbuch mit wie an noch weiteren drei Filmen, die zusammen mit Dani Levy entstanden sind: I WAS ON MARS (1991), STILLE NACHT (1995) und MESCHUGGE (1998). 2007 führte sie bei der Bestsellerverfilmung LIEBESLEBEN erstmals selbst Regie. Voraussichtlich 2016 erscheint ihre zweite Regiearbeit, VOR DER MORGENRÖTE, ein Drama über die letzten sechs Monate des Schriftstellers Stefan Zweig mit Josef Hader in der Hauptrolle.

Ihre Ausbildung erhielt Maria Schrader am Max Reinhard Seminar in Wien, brach die Schauspiel- schule aber nach zwei Jahren ab. Neben ihren Rollen in den Dani-Levy-Filmen trat sie in den 1990er Jahren in Filmen wie dem Road-Movie BURNING LIFE (1994) von Peter Welz oder in Doris Dörries KEINER LIEBT MICH (1994) in Erscheinung und wurde zu einer viel gebuchten Darstellerin. Einen zwischenzeitlichen Höhepunkt erreichte ihre Karriere 1999 mit dem Liebesdrama AIMÉE UND JAGUAR. Für ihre Rolle der Jüdin Felice erhielt sie das Filmband in Gold als beste Hauptdarstellerin und bei der Berlinale einen Silbernen Bären.

Seitdem spielte Maria Schrader in so unterschiedlichen Filmen wie der Satire VICTOR VOGEL – COM- MERCIAL MAN (1999), dem Scheidungsdrama VÄTER (2002), dem Dritte-Reich-Drama ROSENSTRASSE (2003) oder der Kinderbuchverfilmung VORSTADTKROKODILE (2009) mit und arbeitete mit international renommierten Regisseurinnen und Regisseuren wie Hans W. Geißendörfer, Margarethe von Trotta, Agnieszka Holland und Peter Greenaway.

Neben ihrer Arbeit als Filmschauspielerin und -regisseurin ist Maria Schrader auch auf der Theaterbühne erfolgreich und erhielt für ihre herausragende Darstellung der Medea in Karin Beiers Inszenierung „Das goldene Vlies“ am Schauspiel Köln 2009 beim NRW-Theaterfestival den Preis als beste Darstellerin. Seit 2002 spielte sie u. a. am Theater Basel, Schauspiel Köln, HAU Berlin und am Deutschen Theater Berlin. Zur Zeit ist sie festes Ensemblemitglied des Thalia Theaters in Hamburg.

 

Das Filmfestival Max Ophüls Preis zeigt folgende Filme mit bzw. von Maria Schrader:

 

AIMÉE & JAGUAR

Regie: Max Färberböck
Deutschland 1999 | Blu-ray | Farbe | 126 Min.

Berlin 1943/44: Lily, eine unglücklich verheiratete Mutter von vier Kindern, lernt eines Tages die
jüngere Felice kennen und verliebt sich in sie. Doch Felice ist Jüdin und Mitglied einer Untergrund-Organisation. Und obwohl die Lebensentwürfe der Frauen nicht unterschiedlicher sein könnten, finden sie mit all ihren Hoffnungen und Ängsten zueinander. Für Lily wird es eine entscheidende Erfahrung in ihrem gutbürgerlichen Leben, für Felice bedeutet diese Liebe eine Chance zu überleben.


 

LIEBESLEBEN

Regie: Maria Schrader
Israel, Deutschland 2007 | 35 mm | Farbe | 114 Min.

Eigentlich hat Jara alles: Sie ist glücklich verheiratet, hat beste Aussichten auf eine Karriere an der Universität, lebt in einer schönen Wohnung und kann sich auf ihre Familie verlassen. Doch als sie dem älteren Arie begegnet, gerät ihre heile Welt aus den Fugen: Sie verfällt seiner faszinierenden erotischen und widersprüchlichen Anziehungskraft. Neugierig und lebenshungrig wirft sie sich in den Strudel einer Amour fou, die alle Dämme ihrer bisherigen Existenz niederreißt.


 

STILLE NACHT – EIN FEST DER LIEBE

Regie: Dani Levy
Deutschland, Schweiz 1995 | 35 mm | Farbe | 83 Min.

Julia ist schwanger. Sowohl ihr Freund Christian als auch ihr Liebhaber Frank kommen als Vater in Frage. Am Weihnachtsabend versuchen die Drei, ihre vertrackte Lage zu klären: Christian fährt nach Paris, um in dem Hotel, in dem sie gemeinsam glücklich waren, über ihre Beziehung nachzudenken. Julia erwartet in Berlin Frank zum Abendessen, der die Situation nutzen will, um ihr seine Liebe zu gestehen. Doch Julia will die Affäre beenden. Und so wird die Stille Nacht zu einer aufregenden Nacht voller Emotionen.


 

VERGISS MEIN ICH

Regie: Jan Schomburg
Deutschland 2014 | DCP | Farbe | 93 Min.

Lena verliert sich. „Retrograde Amnesie“ nennen die Ärzte Lenas Zustand. Sie hat keinen Zugriff mehr auf das, was man als biographisches Gedächtnis bezeichnet. Die Sprache ist noch vorhanden, doch die Wörter an keine Erfahrung geknüpft. Komik, Treue, Liebe – nur Begriffe, abgeschnitten von ihren Bedeutungen. Ihr Umfeld versucht, sie wieder auf Spur zu bringen, und Lena probiert dieses Leben aus, wie ein Schauspieler eine Rolle probiert. Doch in ihr entsteht eine eigene, individuelle Persönlichkeit, die sich dagegen wehrt, zurückzukehren.