Ehrenpreisträgerin 2018: Doris Dörrie
Doris Dörrie begann 1975 ein Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film München und verfasste nebenbei Filmkritiken für die Süddeutsche Zeitung. Nach dem Studienabschluss drehte sie zunächst Dokumentarfilme, um mit dem Beziehungsdrama MITTEN INS HERZ ihren ersten großen Spielfilmerfolg zu feiern. Nach der Uraufführung bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig gewann MITTEN INS HERZ beim Filmfestival Max Ophüls Preis 1984 den damals erstmals vergebenen Publikumspreis Spielfilm, den Preis der Leserjury der Saarbrücker Zeitung sowie den LA FEMME-Förderpreis für die Hauptdarstellerin Beate Jensen.
Bereits mit ihrem nächsten Film MÄNNER gelang ihr 1985/86 mit über fünf Millionen Kinozuschauern ein epischer Erfolg, der ihr nicht nur Deutsche Filmpreise für Drehbuch und Bester Film bescherte, sondern der einen nachhaltigen Paradigmenwechsel in der Entwicklung des westdeutschen Kinos markiert. Es folgten u.a. die Tragikomödie PARADIES (1986), die Bestseller-Verfilmung ICH UND ER (1988) sowie HAPPY BIRTHDAY, TÜRKE! (1992).
Mit KEINER LIEBT MICH (1995) und BIN ICH SCHÖN? (1998) brachte Doris Dörrie erstmals auch Figuren aus eigenen literarischen Werken auf die Leinwand. Seit 1998 veröffentlicht sie Kurzgeschichten, Romane und Kinderbücher, so wurde sie u.a. 2003 für „Das blaue Kleid“ mit dem Deutschen Bücherpreis ausgezeichnet. Ab 2001 inszenierte Doris Dörrie darüber hinaus zahlreiche Opern u.a. an der Berliner Staatsoper und den Salzburger Festspielen. Mit Filmen wie KIRSCHBLÜTEN – HANAMI (2008) und zuletzt GRÜSSE AUS FUKUSHIMA (2016), die im Wettbewerb bzw. dem Panorama der Berlinale uraufgeführt wurden, setzte sie sich wiederholt vielschichtig mit der japanischen Kultur auseinander. Ihr Œuvre umfasst über 30 Spiel- und Dokumentarfilme für Kino und Fernsehen sowie rund 20 Buchveröffentlichungen.
Seit 1997 arbeitet Doris Dörrie als Professorin für Angewandte Dramaturgie und Stoffentwicklung mit Studierenden der Hochschule für Fernsehen und Film München und hat in diesen über 20 Jahren mit Generationen von jungen Filmschaffenden Wissen, Erfahrung und wertvolle Impulse geteilt.
„Doris Dörries Leidenschaft, Geschichten für ein großes Publikum zu erzählen und dafür kontinuierlich alle nötigen medialen, kulturellen und formalen Grenzen zu überschreiten, macht sie nicht nur zu einer Ausnahmeerscheinung im deutschen Film. Durch ihre kreative Vielfalt und den Mut, neue schöpferische Wege zu gehen, inspiriert sie seit vielen Jahren die Entwicklung junger Filmschaffender“, so Svenja Böttger, Leiterin des Filmfestivals Max Ophüls Preis. „Wir freuen uns sehr, Doris Dörrie für dieses Engagement mit unserem Ehrenpreis auszuzeichnen.“
Doris Dörrie zu Ehren zeigt das Filmfestival Max Ophüls Preis vier ihrer Filme, die sie persönlich bei den Vorführungen in Publikumsgesprächen begleiten wird.
MITTEN INS HERZ
Regie: Doris Dörrie
Deutschland 1983 | 95 Min.
Als die 22-jährige Anna Blume ihren verhassten Job als Supermarktkassiererin verliert, ist es wie ein Befreiungsschlag. Kurzerhand färbt sie sich die Haare blau und genießt ihre neue Freiheit. Durch Zufall lernt sie
den wohlhabenden Zahnarzt Armin kennen, der ihr ein lukratives Angebot macht: Sie soll künftig bei ihm wohnen. Natürlich gegen großzügige Bezahlung und ohne Sex und Gefühle. Anna willigt ein und wohnt künftig in der herrschaftlichen Villa. Doch mit der Zeit entwickelt Anna Gefühle für den Arzt, was zu Turbulenzen führt.
KEINER LIEBT MICH
Regie: Doris Dörrie
Deutschland 1994 | 104 Min.
Schwarz ist Fanny Finks Lieblingsfarbe. Und schwarz sieht die 29-jährige Singlefrau auch für ihre Zukunft. Denn sie ist davon überzeugt, nie wieder einen passenden Mann zu finden und "mit 30" sei es eh zu spät. In ihrer Torschlusspanik geht Fanny zum Hellseher Orfeo, der ebenfalls bei ihr in der heruntergekommenen Hochhaussiedlung wohnt. Orfeo sieht einen blonden Prinzen für sie, und Fanny ist sich sicher: das kann nur der
neue attraktive Hausbesitzer Lothar sein. Doch die Gefühle scheinen einseitig zu sein...
KIRSCHBLÜTEN – HANAMI
Regie: Doris Dörrie
Deutschland 2008 | 122 Min.
Nur Trudi weiß, dass ihr Mann Rudi schwer krank ist. Und es liegt an ihr, ob sie es ihm mitteilen will oder nicht. Trudi beschließt, die Erkrankung geheim zu halten und überredet Rudi, mit ihr an die Ostsee zu fahren. Doch plötzlich ist Trudi tot – und Rudi wird völlig aus der Bahn geworfen. Als er dann erfährt, dass Trudi das Leben, das sie leben wollte, offenbar aus Liebe zu ihm geopfert hat, sieht er seine verstorbene Frau mit neuen Augen. Er beginnt, ihr verpasstes Leben wiedergutzumachen, und bricht zu einer Reise auf, die ihn nach Japan führt.
GRÜSSE AUS FUKUSHIMA
Regie: Doris Dörrie
Deutschland 2016 | 104 Min.
Auf der Flucht vor ihren zerplatzten Lebensträumen und dem Verlust ihrer großen Liebe reist die junge Deutsche
Marie für die Organisation Clowns4Help in die Präfektur Fukushima, um den überlebenden Opfern der Dreifachkatastrophe von 2011, die noch immer in Notunterkünften leben, ein wenig Freude zu bringen. Doch schon bald muss sich Marie eingestehen, dass sie dafür überhaupt nicht geeignet ist. Aber anstatt erneut davonzulaufen, beschließt sie, ausgerechnet bei der störrischen alten Geisha Satomi zu bleiben.